By Holger Melms
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2006: Abermals gen Nord

Plan und tatsächliche Route

 

Zugegeben: Nordnorwegen (Nordland, Troms, Finmarken) ist nicht das All-Inclusive-Easy-Living Segelrevier. Ich weiß, dass ich mich wieder über die teuren und äußerst seltenen netten Lokale ärgern werde - und aller Wahrscheinlichkeit auch wieder über die schwierige Ersatzteillage und die teuren Wartungsarbeiten.

Dennoch: die herbe Landschaft und die vielen freundlichen Bekanntschaften in einem kaum besiedelten Gebiet erscheinen mir nach den - von den Besitz-Kapitalisten zerfressenen - Florida-Keys und der an sich reizenden Türkischen Südküste mit ihrer überbordenden Urlauberschwemme wie ein Paradies aus alten Erzählungen. (Die beiden Touristen-Magneten Lofoten und Nordkapp mal außer Acht gelassen.)

Geschrieben vor Antritt der Reise nach Norwegen.

 

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Bereits Mitte Juli waren alle negativen und positiven “Vorurteile” eingetreten, mit Ausnahme der Ersatzteil-Beschaffung, einfach weil ich keine weiteren als die vorsorglich mitgenommenen benötigte. (Was mir dieses Jahr - bisher (?) - an Ärger über mangelnde Qualifikation, Nachlässigkeit und die enormen Preise erspart blieb, erlebten die Rüfferts in verschärfter Form.)

Am Törnende hat es mich dann doch erwischt: ein neuer Zylinderkopf musste beschafft werden. Die Lösung war aufwendig aber äußerst zufriedenstellend.
 

 

Nordnorwegen aus 910 km Höhe

 

Dieses Nasa-Foto zeigt das für 2006 geplante Fahrtgebiet. Sofern das Wetter und ein paar andere Dinge mitspielen, will ich diesmal jenseits des “Insel-Nordkapps” weiter in Richtung Osten segeln.

 


Extra-Plan: M/S Finnmarken mit Erik im Juli treffen.
25. Harstad 6:45 bis 8:00  Finnsnes 11:45   Tromsö 14:30 bis 18:30
25. Skjervöy 22:45
26. Öksfjord 02:15   Hammerfest 5:15 bis 6:45  Havöysund 09:45
26. Honningsvaag 11:45 bis 15:15   Kjöllefjord 17:45   Mehamn 20:00
26. Berlevaag 22:45
27. Baatsfjord 01:00   Vardö 4:00 bis 4:15   Vadsö 08:15  
27. Kirkenes 10:00 bis 12:45   Vardö 16:00 bis 17:00   Baatsfjord 20:30
27. Berlevaag 22:30
28. Mehamn 01:15   Kjöllefjord 03:30   Honningsvaag 6:15 bis 8:30
28. Havöysund 8:30   Hammerfest 11:15 bis 12:45  Öksfjord 15:45
28. Skjervöy 19:45   Tromsö 23:45 bis 1:30 am 29.
29. Finnsnes 04:45   Harstad 8:00 bis 8:30

 

Preisbeispiele
Havöysund - Kirkenes 1150 NOK, im Winter ab 15. Sept. 805 NOK
Vardö - Kirkenes 311 NOK, im Winter ab 15. Sept. 218 NOK

Rentnerrabatt
gilt ab 67 Jahren, heißt Honnörrabatt und gibt 50% auf Distanzreisen (die reine Fahrt von A nach B), auf Rundreisen (“Hotell mit Vollpension”) gilt etwa anderes.

 

 

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Vestfjord - hinüber oder entlang?
 

 

Nasa Sat-Bild   Vestfjord aus 190 km Höhe

 

Plan: Alternativen über den Vestfjord zu kommen, gibt es viele. Dieses Jahr habe ich keine Präferenzen. Werde mich nach Wind und Wetter richten.

Ist nordwärts: Die weiße Linie. Stopp auf den Lofoten nur, um Bekannte zu treffen. (In Reine und Kabelvåg; Tanken in Svolvær; “Inspektion” in Digermulen.)

Ist südwärts: Von Harstad kommend habe ich keine Lust auf Experimente mehr - auch der reine Verstand sagt: “Vorsicht mit dem Motor!”. Also die gelbe Linie via Lödingen immer die Küste entlang (Buvåg, vorbei an Steigen, Helnessund, Kjerringö) nach Bodö und zu meinem Winterhafen.

 

 

Vesterålen: Nyksund wäre wieder ein lohnendes Ziel
 

 

Nasa Sat-Bild Vesteraalen 175 km Höhe

 

Plan: Um die Vesterålen zu durchqueren, existieren drei Hauptstrecken: recht geschützt via Lödingen-Harstad. Oder ebenfalls geschützt durch den Raftsund und die langweilige Strecke via Sortland. Bei gutem Wetter werde ich sicher wieder die ungeschützte Strecke vorbei an Gimsöy in Richtung Nyksund bevorzugen.

Ist nordwärts: Bedingt durch die schlechten Wetterprognosen (Nebel, Starkwind, Regen) wurde es eine zunächst langweilige aber bequeme Fahrt ohne Stopp bis Melöyvaeret. Das letzte Teilstück bis Skrolvaer wurde dann der reine Fitness-Test.

Ist südwärts: Die Entscheidung fiel in Hekkingen (Wetterprognose) für die langweilige Strecke südlich von Senja. Dann durch den Duröysund vorbei an Engenes direkt bis Harstad. Von dort - wie gesagt - durch den Tjeldsund den kürzesten Weg nach Bodö.

 

 

Vorbei an Senja - innen oder außen?
 

 

NASA Sat-Bild   Troms/Senja aus 100 km Höhe

 

Plan: Wenn irgend möglich werde ich die Außenstrecke via Hekkingen wählen. (Die geschützte Innenstrecke verläuft vorbei an Finnsnes.)

Ist nordwärts: Nix Hekkingen, das ich von Finnsnes noch hätte ansteuern können: die sonst so zuverläassige Tankstelle dort war unbedienbar und der telefonische Support einfach abgeschaltet. Also nach Tromsö, tanken und weiter.

Ist südwärts: Nach dem Besuch von Sommaröy und Hekkingen wieder Finnsnes (tanken) und weiter durch den Duröysund. Motto: “Keine Experimente”.

 

 

Durch Troms bis Loppa
 

 

 

Plan: Immer wieder Tromsö ist eigentlich langweilig. Dran vorbei könnte schwierig und zeitraubend sein.

Ist nordwärts: Es wurde leider die zunächst langweilige, dann aber wieder faszinierende Strecke entlang der Insel Arnöya (südlich der “71 sm”) und über das Loppahav(et).

Ist südwärts: Die Wetterprognose ist so beruhigend, dass ich die Außenstrecke wähle. Es wird eine reine Motorfahrt (tagelang keinoder kaum Wind) durch eine fast menschenleere Inselwelt.

 

 

Wieder die Quälerei durch die Sunde?
 

 

 

Plan: An den mit einem “!” gekennzeichneten, vermeindlich “geschützten” Stellen habe ich 2003 und 2004 mit den Strömungen und unberechenbaren (sagt das Lotsenhandbuch) Winden so meine liebe Not gehabt - zumal die gesamte Gegend so gut wie unbewohnt ist und fast keine natürlichen Schutzhäfen aufweist. Dabei war der atmosphärische Wind kaum der Rede wert.

Es wäre vielleicht eine Überlegung wert, von Loppa direkt entlang der zerklüfteten Außenküste der Insel Söröya direkt bis Rolfsöy zu segeln. (Nicht realisiert.)

Ist nordwärts: Dank besonderer Wetter-Planung diesmal bequem durch den Söröysund die 45 sm bis Hammerfest. Ab Hammerfest viel Wind und Seegang, aber rechtzeitig zwei Tage vor Ankunft der FINNMARKEN in Havöysund.

Nach der Rückkehr von Kirkenes herrlicher Ausflug nach Hjelmsöy bei Sommerwetter.

Ist südwärts: Direkt zurück bis Hammerfest. Witzige Begegnungen. Wieder dank guter Wetter-Planung bequem bis Alta. Ebenso bequem duch den Stjernsund bis Öksfjord. Noch ‘ne verrückte Begegnung: mit einem Katamaran bis Tromsö und zurück. Anschließend noch mit dem Bus eine sehr interessante Fahrt nach Hammerfest und zurück mit der Hurtigrute bis Öksfjord. Nach gut zwei Wochen “Fremdurlaub” weiter bis Bergsfjord und kurz danach weiter bis Loppa.

 

 

Mein Lieblings-Nordkapp
 

 

 

Dieses Gebiet war mein Ziel für 2004, mit Abstand die attraktivste “Nordkapp”-Variante für meinen Geschmack. Weiter nördlich geht es nicht, weiter östlich schon. Mal seh’n, in welcher Verfassung das Boot und das Wetter sein werden.

IST: Die weiße (dickere) Linie ist die Nordfahrt der PHINE (und zurück von Hjelmsöy bis Havöysund), die gelbe (dünne) die Südfahrt. Die rote Linie ist der Weg der Hurtigrutenschiffe.

Die Fahrt mit der FINNMARKEN von Havöysund bis Kirkenes und zurück hat mich zu der Einsicht gebracht: alles östlich von Honningsvaag/Mageröy ist nichts für PHINE und mich.

 

 

Nochmal das Touri-Nordkapp? Nein, danke.
 

 

 

Die rote Linie zeigt die Hin- und Rückfahrt der Hurtigrute.

 

 

Der nördlichste Punkt auf dem Weg nach Osten
 

 

 

Kein Schiff muss am (Touri-) Nordkapp vorbei, wohl aber an diesem (Festland-) Nordkapp mit dem offiziellen Namen Kinnarodden (71°N 08,0). Rote Linie = Weg der Hurtigruten-Schiffe.

 

 

Lang, öde und kalt?
 

 

 

Die Satelliten-Fotos der Nasa zeigen für den Küstenbereich nordwestlich Vardö mehr Wolken als Erdoberfläche. Hier gibt es keine vorgelagerten Inseln mehr und die wenigen Orte (Berlevåg, Båtsfjord) liegen in den Fjorden, die nach Nordosten offen sind - der Richtung, aus der die kalten Stürme und hohen Wellen über die Barentssee heranrauschen. Dies dürfte die langweiligste und ungeschützteste Strecke der Fahrt in den Osten sein. Man sollte sie, laut Auskunft russischer Kapitäne auf der Fahrt durch Russland (2000, Viborg bei St. Petersburg), wenn möglich nur im Juli/Anfang August befahren.

Luftlinie Berlevåg - Vardø 50 sm. Es genügt mir, die Strecke dreimal (2004 und dieses Jahr Hin und zurück) mit der Hurtigrute gefahren zu sein.

 

 Das Ende der “freien” Welt

 

 

Östlich von Grense Jacobselv beginnt Russland. Fast 20 Jahre nach Glasnost und Perstroika sollte man vermuten, man könne hier einigermaßen einfach weiter in Richtung Osten (Murmansk, Archangelsk) segeln. Einige haben die Nerven und die Beziehungen besessen, dies zu tun. Die genau 2 Amateursegler (aus England), die ich traf und die dies vorhatten, haben ihr Vorhaben abgebrochen. Der Behördenkrieg sei unermesslich und ebenso unermesslich sei das Mistrauen der russischen Behörden: ein Sportboot in diesen rauhen, militärisch wichtigen Gewässern müsse ohne jedlichen Zweifel ein Spion sein.

Zu den Ausnahmen zählt die Crew, die ich später in Hammerfest traf.

Luftlinie Vardø - Kirkenes 50 sm. Auch hier genügte mir die Fahrt mit der Hurtigrute.

 

 

 


 

 

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Nun noch einige Fotos der Hurtigrute-Häfen östlich von Honningsvåg, die ich 2004 aufgenommen habe:

 

 

 

Kjöllefjord am 1. Juni 2004 nachts um halb Vier: Nebelschaden ziehen durch den Fjord, an dessen Scheitel ein moderner, gut geschützter Fischereihafen liegt.

Mein Eindruck von dieser Erkundungstour: “Tristessa” ist bei schlechtem Wetter sicher eine passende Beschreibung der gesamten Gegend, sollte aber als Gefühlsvariante beim Skipper nicht vorkommen.

Diese und alle folgenden Fotos stammen aus einer 2 Megapixel Canon A60 Kamera.

 

 

 

Mehamn nachts um Eins: von Tristessa keine Spur mehr.

Ich kam mit der Hurtigrute von Kirkenes, die Reihenfolge der Fotos zeigt die Häfen in Richtung nach Kirkenes.

 

 

 

Berlevåg gegen 22 Uhr: der Hafen hat eine neue Mole und einen neuen Betonkai bekommen. Von dem Fischerhafen hinter einer zweiten Mole habe ich nichts gesehen, da ich auf der Brücke dem recht trickigen An- und Ablegemanöver folgte.
 

 

 

 

Båtsfjord: ein großer Hafen mit einem sehr geschützten Fischerboothafen und deutlich mehr Schnee als in den bisherigen Häfen. (Es ist der 31. Mai.)

Das einzige Segelboot im Bild (im Hafen?) ist die “DROTT II”, die jetzt in Bergsfjord “wohnt”. Dort traf ich sie bereits 2004 und ihr Skipper gab mir einen wertvollen Tipp zum Liegen am Neben-Kai der Fischfabrik..
 

 

 

 

Vardö am späten Nachmittag: und wieder stürmt und regnet es. Der Ort (er soll Stadtrechte haben!) liegt auf einer Inselgruppe und unterscheidet sich deutlich von den anderen.

Auf dem Weg nach Kirkenes legt die Hurtigrute in Vadsö an. Auf dem Rückweg fährt sie die direkte Strecke von Kirkenes nach Vardö. Deshalb gibt es kein Foto der “Provinz-Hauptstadt” Vadsö.
 

 

 

 

Kirkenes: der Sportboothafen. Hier müssen die meisten Boote an Land überwintern, da Kirkenes zu weit von der Küste entfernt liegt.
 

 

 

 

Grense Jacobselv: die letzte, leider vollkommen unbrauchbare Mole in Norwegen. 600 m weiter östlich - im Rücken des Fotografen - beginnt Russland.
 

 

 

 

Mündung der Grenzflusses zu Russland: hier endet Westeuropa.

 

 

 

 

 

 

 

Zwischen den Häfen, die von der Hurtigrute angelaufen werden, gibt es noch die doppelte Menge an kleineren und kleinsten Häfen. Das ist dann aber auch alles in dieser kaum bewohnten Landschaft. (1 bis maximal 3 Einwohner pro Quadratkilometer.) Die Zahlen im einzelnen vom 1.1.2006: (Zahlen gerundet)

 

Kjölleford - Gemeinde Lebesby auf  3458 km² 1400 Einwohner

Mehamn - Gemeinde Gamvik auf  1413 km² 1100 Einwohner

Berlevaag - Gemeinde Berlevaag auf 1120 km² 1100 Einwohner

Baatsfjord - GemeindeBaatsfjord auf 1433 km² 2200 Einwohner

Vardö - Gemeinde Vardö  auf 600 km² 2350 Einwohner

Vadsö - Gemeinde Vadsö auf 1259 km² 6200 Einwohner

Kirkenes - Gemeinde Sör-Varanger in 3967 km² 9500 Einwohner

 

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