Vestfjord - Festlandseite |
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Eins ist sicher: die Bergformationen auf der Festlandsseite des Vestfjords können es mit denen auf der “Inselseite”, d.h. den Lofoten, durchaus aufnehmen.
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Laut elektronischem Protokoll habe ich die Mündung des Tysfjord deutlich passiert. 120 mm Tele.
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Wenn man Lödingen in Richtung Süden verlässt, öffnen sich an backbord zwei Fjorde: der nördliche, Ofotfjorden, führt nach Narvik, der südliche, Tysfjorden, nach Schweden (naja, es fehlen noch 6 km, die schmalste Stelle Norwegens).
Zwischen beiden Fjorden liegen diese leicht zu erkennenden Berge, die ich noch am folgenden Tag am Horizont sehen werde. Ich blicke zurück nach Nordosten.
Die Namen der Berge kann ich nur vermuten. Laut Straßenkarte kommen u.a. in Frage: Valletind 835 m, Breitskartinden 883 m. Es müssen dieselben oder benachbarte Berge sein, die man auch bei der letzten verbliebenen Fährtfahrt der E6 sieht.
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Laut elektronischem Protokoll befinde ich mich querab von Vadholmen.
Bergname wieder anhand Straßenkarte.
Wieder 120 mm Tele. Sonst meist starkes 24 mm Weitwinkel.
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Das Tilthornet 693 m und 850 m, hinter dem die E6 zum Fährhafen Bognes führt.
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Diesmal 85 mm “Linse”. Nur PTLens sagt mir diese Werte.
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Um Langeweile zu verhindern, bieten diese Berge laufend neue interessante Ansichten. Ich kann nicht dafür garantieren, aber es scheint desselbe Tilthornet nördlich von Tranöy zu sein, dass ich eine dreiviertel Stunde zuvor aufgenommen habe..
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Dazu im Rückblick die Bergwelt der Insel Hinnöya.
Hinnöya wird oft als größte Insel Norwegens hervorgehoben, wovon man a) nichts hat und b) nichts bemerkt. Außerdem ist die Insel sowohl mit dem Festland als auch mit der nördlichsten Insel der Lofoten durch Brücken verbunden. Noch fehlt allerdings die Verbindungsstraße zwischen diesen beiden Brücken. Der Superlativ bringt also nichts. Die Insel ist eher interessant für Bergwanderer als für Segler. (Ich kenne auch solche, die beides lieben.)
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Fernab, unter einer Wolkenschicht, der Beginn - von Norden gerechnet - der Lofoten. Ganz links, unter Vorbehalt, die Insel Skrova.
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Und an Backbord voraus die Küste von Hamaröy bis Steigen. Der letzte, dreieckige Berg ist rund 40 sm entfernt. Hinter ihm liegt die Ortschaft Steigen.
Auf der flachen Erhebung vor den hohen Bergen liegt mein heutiges Ziel: Buvåg. Damit ist das Panorama abgehandelt, dass sich einem am Nordende des Vestfjords bietet. Und immer daran denken: Fotos, besonders diese kleinen Internet-Fotos, sind nur ein müder Abglanz der Realität.
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Buvåg |
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Buvåg, hinterer, zu meidender Teil des Hafens.
Die romantische Abendstimmung des Fotos steht in starkem Kontrast zu meinen schlechten Erfahrungen mit einem seiner Bewohner: 2004 kam ich mit einer leckenden Dieselleitung in diesen Hafen und wollte für ein paar Stunden an dem Kai festmachen, an dem jetzt das Fischerboot ohne Registriernummer (also auch ohne Quote) liegt. Der Kai war frei. Ein Typ brüllte aus dem Haus, ich müsse verschwinden, das sei sein Kai. Ich fragte, ob er aus Oslo käme. Ja, aus der Nähe.
Meine damalige Lösung: im Hafen ankern und eine Dichtung aus Pappe zurechtschneiden und in Öl tränken. Das genügte, um bis zum Bootsladen in Lödingen zu kommen.
Den Typen scheint es heute noch zu geben. Jedenfalls würde dazu passen, was mir ein freundliches Ehepaar erzählte: das sei kein Boot eines Fischers, sondern solle mit Touristen zum Wal-Fotografieren fahren. Nepp, ich hör’ dir trappsen!
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Blick über das Wattgebiet direkt südlich des Hafens von Buvaag in Richtung Westen. Im Hintergrund dasselbe Skrova der früheren Aufnahme.
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Der neue Schwimmsteg von Buvaag für kleinere Boote. Bei einigem seitlichem Wind nicht ganz ohne Materialberührung in die Doppelbox zu kommen. (Die Saison ist vorbei, viele Plätze sind frei. Sonst wäre wohl wieder ankern angesagt. )
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Vorsichtig innen oder mutig außen entlang?
Ohne Internet bin ich nur ein halber Segler. Meine letzte Prognose stammt aus Harstad und sagt für heute noch einmal nördlichen Wind voraus, während das freundliche Ehepaar laut Fernsehen oder Radio kräftige südliche Winde vorhersagt, die gemäß meiner älteren Prognose erst morgen kommen sollen.
Ich bin also unentschieden und schlafe erstmal aus, statt wie geplant um 6 Uhr abzulegen. Früh, bei unklarer Lage hätte ich totsicher die öde aber sichere Strecke durch die Sunde, vorbei an Skutvik und Bogöy nach Nordskot gewählt. Am Vormittag ist die Lage eindeutig - nördliche Winde, warm und sonnig.
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Starkes Weitwinkel erzeugt nicht nur Kartoffelnasen sondern auch vollkommen schiefe Bootsaufbauten.
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Bei konstantem achterlichen Wind kann ich sogar mit Schmetterling in beruhigendem Abstand von der vermutlich böigen Küste gen Süden segeln und die markante Bergwelt von Hamaröy genießen.
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Ein Scherenschnitt des ganzen Küstenabschnitts, wie ihn die Automatik der Kamera sieht. Etwa am rechten Bildrand liegt Dalsvaer. Der komische Berg in der Mitte ist, wenn ich mich recht erinnere, das Wahrzeichen von Hamaröy.
(Hamaröy ist eine Gemeinde, die mich bisher nicht besonders interessiert hat, möglicherweise aus Aversion gegen Knut Hamsun selbst und den Rummel, der hier um ihn gemacht wird.)
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Das Auge sieht mehr - die Kamera allerdings auch, man muss es ihr aber entlocken: eine wilde, märchenartige Landschaft.
Ich versteh jetzt, warum mir ein Norweger unbedingt einen Ankerplatz - direkt querab - empfahl. Laut Lotsernhandbuch ist in der Bucht gar kein Ankerplatz. wohl aber einer mit Abenteuer-Flair.
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Nicht mehr ganz so märchenhaft, eher ein geeigneter Platz, um renitente Crewmitglieder für die Heimreise an Land zu setzen. Nahe Dalsvaer.
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Nach langer Zeit wieder ein flotter Segeltag. Am rechten Bildrand die Einfahrt nach Dalsvaer. Weit im Hintergrund Buvaag. Noch dahinter die Berge am Tysfjord (siehe erstes Foto in diesem Kapitel).
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Steigen |
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Bei der gleißenden Sonne und kräftigen Böen und unsichtbarer Richtstrecke fühle ich mich nicht so recht wohl in der Einfahrt in die Steigbargvika. Ich verstehe ohnehin nicht, wo Steigen überhaupt einen Hafen haben soll oder je hatte.
Die Garmin-Seekarte ist ohnehin nur als Anhaltspunkt zur Navigation zu betrachten. Die angegebenen Tiefen an den vielen Flachstellen sind auch anders (tiefer) als mein Echolot (deutlich flacher) anzeigt.
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Steigen, der Namensgeber der Gemeinde, ohne jeden Hafen. Irgendeinen Vorteil muss der Ort mal gehabt haben.
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*Wenn in der Mitte von einem Kanal oder Sund ein Hafen liegt, und man an dem Hafen vorbeifährt, sind ab einem Punkt “plötzlich” alle Stangen an Steuerbord nicht mehr grün sondern rot.
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Und das Allerschärfste: es gibt hier sogar noch einen Betonnungswechsel*, einfach so, mitten im Wasser und ohne Hinweis in der Seekarte. Um das zu verdauen, musste ich erst die Segel bergen, ein paar Kreise fahren, den Rückwärtsgang testen, bevor ich mich an das nächste Stangentor wagte. Es ist aber kein Tor, beide Stangen müssen an Steuerbord bleiben, die weiter entfernte Stange, die ohne Licht, fehlt in der Seekarte. Da das dann folgende Tor aber mit Händchen und Farben markiert war (dies Foto), fand ich den richtigen Weg. Für Anfänger eine Chaosstrecke.
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Zwar kein Hafen aber wenigstens ein Anleger auf einer der Steigen vorgelagerten Inseln. Das Gehöft sah aus der Entfernung - das Fahrwasser führt dran vorbei - recht wohlhabend aus.
Hier in der Nähe gibt es - nur aus der Ferne gesehen - eine mit dem Auto zu erreichende Touristen-Angler-Unternehmung. Die Inselwelt vor Steigen ist schon beachtlich.
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Immer noch kopfschüttelnd blicke ich zurück nach Steigen mit seinem dreieckigen Erkennungsberg. Die links davon, näher liegenden Knubbel gehören zur Insel ???
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Grotöysundet |
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Nordskot. Hier startet die Regatta des überaus ehrenwerten Bodöer Seglervereins zu den Lofoten. Ansonsten gibt es nur einen oder zwei Liegeplätze am Landhandel. Das weiße Gebäude rechts ist - wie man sieht - neu. Selbstverständlich prankt an seiner Außenwand das Schild “Privat kai”.
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Auf der anderen Seite des bizar betonnten Fahrwassers (mit der zerbröselten Varde) liegt Grötöy, ein weiteres der einst berühmten Handelsstätten auf dem Weg zu den Lofoten. Ob es hier noch das versprochenen Kaffee mit dem kleinen Anleger gibt, war mir bei dem einmalig günstigen Wind keinen Versuch wert. (Der Grotöysund selbst ist nachvollziehbar betonnt.)
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Das Ziel vor Augen |
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In 48 sm Entfernung siehe ich meine Heimatberge, unglaublich. Aber keine Chance, sie noch heute zu erreichen. Das Wiedererkennen der Berge* hat seinen besonderen Reiz. Es ist wie im Theater und man versteht den Text. (Daraus ergibt sich ein provokanter Umkehrschluss für Hurtigrute-Reisende: “Theater ohne Worte”.)
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*daraus folgt auch die Lage von Orten und Sunden, Fjorden und Straßen.
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Noch ein paar Seemeilen und ich werde in Helnessund festmachen.
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Zuletzt bearbeitet / korrigiert / erweitert / Verweise (links) getestet am: 4. November 2006
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