Nordkapp von Osten gesehen, dahinter Knivskjellodden, der nördlichste Punkt
1993
1994
1997
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2007
 

By Holger Melms
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Mein Standard-Browser, mit dem ich auch meine Seiten teste.
Ohne hier nachzuschlagen ist wie Essen ohne Messer und Gabel (und ohne Löffel)

Geschichten über Fruholmen

 

 

  • Vorwort (von 1984)
  • *Anmerkungen zur Uebersetzung
  • Die Feuerstation wird gebaut
  • Soziale Verhæltnisse
  • Dienst auf der alten Feuerstation

 

Vorwort

 

Der Name „Fruholmen“ war seit den 1840er Jahren ein Rätsel für Laien und Gelehrte. Nachdem ich 1949 als Feuermeister* nach Fruholmen gekommen war, wollte ich das Namensrätsel unbedingt lösen. Das gelang mir auch. Während dieser Nachforschungen begann ich mich mehr und mehr für die Menschen zu interessieren, die hier gelebt hatten, weil es Ihr Job war, das Leuchtfeuer des nördlichsten Leuchtturms der Welt am Brennen zu halten. Es war nicht einfach festzustellen, wer hier lebte, da die Deutschen im November 1994 das Archiv und alles andere, was sich auf der Holme* befand, niederbrannten. Glücklicherweise gelang es mir, mit den Kindern der ersten Familien, die am Leuchtturm beschäftigt waren, in Kontakt zu kommen. Mit deren Hilfe habe ich wohl alles reskonstruieren können. Nebenbei habe ich auch einiges über diese Menschen erfahren.

Nun, nachdem ich pensioniert worden bin, habe ich begonnen, einige der erhaltenen Schilderungen und Auskünfte in einem kleinen Erinnerungsbuch zusammen zu fassen. Es hat nicht den Anspruch, eine ausführliche Beschreibung oder Analyse der damaligen Verhältnisse zu sein. Es ist lediglich der Versuch, einige der Erinnerungen zu beschreiben, die ich gesammelt habe. Da heute keine Familien mehr auf Fruholmen leben, halte ich sie wert, bewahrt zu werden. Leider ist es mir nicht geglückt, einen Verlag zu finden, der davon überzeugt ist, dass es sich rechnet, diese als Buch herauszugeben. Deshalb will ich diese Ausgabe selbst finanzieren; in der Hoffnung auf spätere Unterstützung. Das Buch besteht aus fotografierten Manuskriptseiten. Auf diese Weise enthält es viele Fotografien, die ich andernfalls  hätte weglassen müssen.

So will ich allen danken, die mich mit dem Kauf dieses Buches unterstützen.

Hauge i Dalane i juni 1984,
Hans Hansen
 

[ich glaube, das ist nun mal keine der hier im Norden üblichen Übertreibungen]

* Anmerkungen zur Übersetzung

 


Das Manuskript ist mit einer wohl recht alten Schreibmaschine geschrieben und an vielen Stellen sind Buchstaben mit einem Bleistift korrigiert. Die Druckqualität der Seiten ist recht unterschiedlich. Ich habe mir auch keine Mühe gegeben, die Schreibweise der einzelnen norwegischen Wörter zu überprüfen, da sich Norwegen den Luxus erlaubt, mehrere Schreibweisen nebeneinander zu erlauben. 

Die 1984 benutzte Schreibmaschine kannte kein heute vorgeschriebenes „ø“ sondern nur das deutsche bzw. schwedische „ö“, so dass viele Wörter ohnehin offiziell falsch geschrieben sind. Viele Wörter sind auch anders buchstabiert als ich sie in meinem Wörterbuch finde: „morro“ (Spaß) wird dort nur mit einem „r“ geschrieben.

(Auf Fruholmen selbst habe ich dann zum ersten Mal gesehen, dass es eine Neuauflage des kleinen Buches gibt, die 1990 erschienen ist, und mit "ø" gedruckt ist.) 

Das macht alles nichts, da die Sprache einfach, klar und frei von allen schriftstellerischen Ambitionen ist und man für nahezu alle Wörter bei genauem Hinschauen und einigem Nachdenken ein deutsches Äquivalent findet. (Erstaunlich! Erstaunlich!)

An einigen wenigen Stellen bin ich mir der Übersetzung nicht hundertprozentig sicher, deshalb ist der Originaltext wiedergegeben. An anderen Stellen weiche ich von der genauen Übersetzung ab, besonders dann, wenn der Autor sich in seinen Worten wiederholt. 

Ich bilde mir ein, mit meinen mittelmäßigen Norwegisch-Kenntnissen den Autor sehr gut zu verstehen, da mir seine rational-technische Denkweise sehr vertraut ist.

Auch wenn für einen deutschen Leser der Lesefluss etwas gebremst wird, bleibt im Text eine „holme“ eine „Holme“ und wird nicht zur Insel, wie eine „Ö“. Denn für einen alten skandinavischen Küstenbewohner sind das große Unterschiede. Ganz kurz: eine Schäre ist zwar auch eine - durchaus großflächige - Insel, eignet sich aber nicht für Tiere als Sommerweide, was eine Holme tut. Dafür eignet sich eine Holme nicht (jedenfalls nicht zu der Zeit, als die Namen vergeben wurden) als Wohngebiet für Menschen, da sie keinen guten Hafen bot und bei Winterstürmen in extremen Fällen großflächig überspült wurde - wie es auch auf Fruholmen geschah!  

Ebenso werden einige spezielle Ausdrücke wie „Feuerwächter“ und  „Feuermeister“ nicht zum „Leuchtturmwärter“.


Holger Melms
an Bord der S/Y Phine
Sommer 2004

 

Die Feuerstation wird gebaut

 

 

[Die Buchstaben vor den Absätzen stellen die Verbindung zum norwegischen Originaltext her.] 

A) In den 1850er Jahren wurde ein Leuchtturm auf Fruholmen gefordert, u.a. weil die Holztransporte von Archangelst im Laufe der Zeit einen beachtlichen Umfang angenommen hatten. Die Küste knickt hier nach Osten ab und es sei daher von Bedeutung, diese Stelle mit einem Feuer zu markieren.

B) 1860 schlug der Direktor der Feuerverwaltung vor, zur Errichtung des Leuchtturms einen Betrag von 12607 Spesidaler zu bewilligen. Der Vorschlag wurde abgelehnt. Es wurde aber bestätigt, dass ein Feuer gebaut werden müsse, sobald sich die Zeiten besserten. Ob sich die Zeiten so schnell besserten, weiß ich nicht, aber bereits 1863 wurde ein Betrag von 37602 Spesidaler bewilligt. [Norwegische Kronen gibt es erst seit 1876. Ein Spesidaler wurde mit 4 Kronen gleichgesetzt.]

C) Im selben Jahr wurde Baumaterial auf die Holme gebracht und Baracken für die Arbeiter aufgestellt, so dass alles vorbereitet war, um im Frühjahr 1864 mit dem Bau zu beginnen. Man begann zunächst mit 16 Mann; später wurde die Anzahl auf 27 erhöht. Es folgt eine Aufzählung, aus welchen Landesteilen die einzelnen Arbeiter 1964 und 1965 kamen.

D) In diesem Abschnitt wird aufgezählt, wer wofür verantwortlich war und für welche Beträge eine Uhr (15,50 Spesidaler), drei Thermometer und ein Hygrometer (zusammen 6 Spesidaler) geliefert wurden.

E) Erst am 30. August 1865 erhielt die Feuerverwaltung den Kaufvertrag für Fruholmen mit Augustinus Röe über 100 Spesidaler.

F) Der alte Bootsanleger wurde ausgebessert und eine Winsch aufgestellt, um die Boote zum Bootshaus am Ende der Slipstrecke hoch zu ziehen. Draußen an der Anlegestelle wurde ein Steinkai mit einer Aufzugswippe gebaut. Von diesem Landeplatz bis zu den Wohngebäuden wurde ein Weg angelegt.

 

 

[Die Gebäude]

 

G) Diese Wohngebäude wurden auf einer kleinen ebenen Fläche angelegt, die etwa 12 m oberhalb des Meeresspiegels liegt. Das Wohnhaus für den Verwalter war ca. 12 m lang und 11 m breit und aus Rundstämmen, die auf der Innenseite geglättet und gehobelt waren, errichtet. Die Ritzen zwischen den Stämmen waren mit Werg abgedichtet. Außen war eine stehende Verkleidung [senkrechte Bretter wie heute noch üblich?] und innen Panel angebracht. Es gab zwei Eingänge mit Beischlag [steht so im Wörterbuch, gemeint ist wohl ein Windfang] und einen Gang innen. In der ersten Etage [das ist das Erdgeschoss] waren fünf Zimmer und die Küche. Vom Flur führte eine Treppe zum Dachboden. Zu Beginn war das nur ein offener Boden. Erst später wurde ein Schlafraum am Nordende eingebaut. Der Boden wurde zur Aufbewahrung von Kisten und Kleidern benutzt. Ein Teil diente auch als Speicher für Mehl und anderes, das Frost verträgt.

H) Die Küche lag ungefähr in der Mitte des Hauses. In der südlichen Ecke lag eine große Speisekammer. Dann gab es die Küchenbank und das Tellerregal darüber. In der nördlichen Ecke stand der Kochherd. Vier Türen verbanden die Küche mit den anderen Räumen: mit dem Flur, dem Mädchenzimmer, dem Schlafraum des Verwalters und dem Wohnzimmer, das ungefähr 30 m² groß war. Die Decke war vergipst und hatte eine Rosette rund um die Lampenhalterung in der Mitte. In der Küche gab es keinen Ausguss.

I) Hinter einem kleinen Windfang an der Nordseite des Hauses lag der Niedergang zum Keller. Hier gab es einen sogenannten Waschraum mit eingemauertem Eisenkessel und einen großen gemauerten Backofen. Der Fußboden bestand aus Ziegelsteinen. Es gab keinen Auslass oder Ausguss im Boden. So benutzte man den Raum zum Aufbewahren von gesalzenem Fleisch, gesalzenem Fisch und Kartoffeln. In einem anderen Raum mit einem Fußboden aus Holz wurden die feineren Lebensmittel gelagert. In einer gemauerten Wölbung lag die Stube für den Knecht. Der Leuchtturmknecht musste die ersten zwei Jahre hier wohnen. Später wurde der Raum zum Mangeln [der Wäsche] benutzt. Der Raum war so niedrig, dass ein erwachsener Mann kaum in ihm stehen konnte.

J) Das Assistentenhaus war ca. 13 m lang und 10 m breit. Es war aus dem gleichen Material gebaut wie das Haus des Verwalters. Es war längs geteilt, so dass zwei identische Wohnungen vorhanden waren. Im Erdgeschoss lagen zwei Räume und die Küche, eine Etage höher war ein weiterer Raum. Am Hausende hatte jede Wohnung ihren Eingang hinter einem Windfang. Im Keller lagen der Waschraum mit eingemauertem Eisenkessel und der Backofen.

K) Für jeden Assistenten gab es auch eine Speisekammer. Der Fußboden im Keller war aus Ziegelsteinen.

L) Die Dächer beider Häuser waren zu Beginn mit Ziegelsteinen gedeckt. Da diese bei Sturm oder Orkan weggeblasen wurden, mussten sie durch 14 x 16 Zoll große Schieferplatten ersetzt werden. Die Häuser waren außen braungelb gestrichen. Diese Farbe wirkte besonders angenehm in den langen Wintern, wenn der ganze Rest der Insel weiß war.

M) Ungefähr in der Mitte des Platzes zwischen den Häusern lag der Brunnen, mit einem kleinen Haus darüber, das nach dem Krieg als einziges noch vorgefunden wurde. Etwas westlich des Brunnens lag der Stall, mit drei Räumen für Tiere.  Eine Holzbude und eine Malerbude. Im Dachboden waren zwei Räume für Heu abgeteilt. Eine solide Steinmauer verband den Stall mit dem Haus des Verwalters. [Wohl, um den Platz vor Gischt und Schnee zu schützen.] 

N) Das Bootshaus war ca. 15 m lang und 10 m breit. Innen war es unterteilt: zwei Drittel standen dem Verwalter zu, ein Drittel dem Assistenten. Hier war eine primitive Winsch angebracht, die dazu diente, die Boote von der Anlegestelle zum Bootshaus hoch zu ziehen. Auf der Anhöhe oberhalb des Bootshauses stand eine kleine Schmiede. 

 

[Der Leuchtturm]

 

O) An der höchsten Stelle der Holme, 33 m über dem Meeresspiegel, wurde der Leuchtturm errichtet. Der Sockel, auf dem der Turm ruhte, bestand aus behauenem Granit, der vom Zuchthaus in Kristiania [heute Oslo] kam. Der Durchmesser des Sockels betrug 5,77 m. Die Sockelsteine waren 38 cm breit und 30,5 cm hoch.

P) Die 25,1 mm dicken Eisenplatten, aus denen der Turm gebaut war, kamen von der Marinewerft in Horten [im Oslofjord]. Der Rahmen für das Feuer an der Spitze wurde von den Eisenwerken Nes geliefert. Es war 3 m hoch und hatte ein spitzes Dach, das in ein Luftventil [einem Schornstein für die Verbrennungsgase der Flamme] mündete. Die „Wand“ bestand aus drei ein Meter hohen Eisenrahmen, in die 6 mm dicke Glasscheiben eingesetzt waren. Insgesamt 48 Scheiben. Außen herum führte ein schmaler Balkon. Der Balkon war mit 16 Eisenstangen mit dem Dach des Feuers verstrebt. Ungefähr zwei Meter unterhalb [auf der Höhe der Wachtstube] war ein breiterer Balkon mit einem Geländer. Der Ausgang zu diesem Balkon lag auf der Westseite des Turmes hinter einem Windfang. Der Turm war 19 m hoch und dunkelrot mit einem weißen Streifen gestrichen.

Q) Innen im Leuchtgehäuse war ein fest stehendes Linsensystem erster Ordnung [Erklärung folgt] montiert. Es war 2,5 m hoch und hatte einen Durchmesser von 1,2 m. Dieses große Linsensystem kam von Lepaute, wahrscheinlich aus Frankreich. In dessen Mitte war ein Vier-Docht-Fettölbrenner mit konstantem Niveau montiert. Aus einem Zylinder wurde das Öl mit einem Kolben, der mit einem Bleilot beschwert war, durch ein Rohr zu den Dochten gedrückt, so dass diese von einem konstanten Ölniveau umgeben waren. Überschüssiges Öl floss zurück in den Tank. Sank das Ölniveau, wurde die Flamme kleiner bis sie schließlich erlosch.

R) Durch eine Luke im Boden führte eine Treppe in den Wachtraum unter dem Feuer. Der Raum war rund und hatte ein kleines Fenster nach Süden. Mitten im Raum stand eine Eisensäule, die durch die Decke in das Leuchthaus führte. Auf ihr ruhte das große [und enorm schwere] Linsensystem. Im Wachtraum stand ein Tisch mit einem Regal darüber. Ein paar Schemel und ein Schrank. An der Wand war eine Koje eingebaut, in der derjenige, der Freiwache hatte, schlafen konnte. Es gab auch einen Ofen in diesem Raum. Eine Tür führte zur Treppe, die nach unten ging, während eine andere Tür auf den Balkon führte, der den ganzen Turm umgab und mit einem Geländer versehen war. Unten im Turm waren die Öltonnen gelagert. Nach draußen führte eine eiserne Tür, vor der ein Windfang angebracht war. Vom Turmausgang über den Felsbuckel, auf dem dieser stand, führte ein Weg mit Geländer zu den Wohngebäuden. Der Weg bestand teilweise aus Stufen.

S) Abgesehen vom Bootshaus und der Schmiede, die beide 1882 ins Meer gespült wurden, stand diese Feuerstation unverändert auf Fruholmen und war 73 Jahre in Betrieb, ehe im November 1944 die deutschen Vandalen die Gebäude niederbrannten und den Leuchtturm in die Luft sprengten.

Abbildung fehlt noch. 

Die 1944 zerstörte Feuerstation - Gezeichnet von Alfred Johnsen als Weihnachtsgeschenk für Anne Silaadal 1895. [Der Zeichner hat sich etwas westlich der Holme in die Luft erhoben oder sitzt auf einer der westlich vorgelagerten Schären..]

 

Soziale Verhältnisse

 

[Wer nicht viel lesen mag, dem empfehle ich Absatz P.]

A) Es ist heutzutage [1984] unvorstellbar, was von einem Leuchtfeuer-Bediensteten im 19. Jahrhundert verlangt wurde. Bevor ich mit den Pflichten und Löhnen fortfahre, will ich erwähnen, dass selbst der Direktor der Leuchtfeuer-Verwaltung sagte, dass er Fruholmen als einen wenig beneidenswerten Aufenthaltsort ansehe. Deshalb erscheint es merkwürdig, dass die Anforderungen an die Bediensteten so hoch und die Löhne so niedrig waren. Auch andere, die Fruholmen zu dieser Zeit besichtigten, hatten einen negativen Eindruck von den dortigen Lebensverhältnissen. Und dabei fand deren Besuch im Sommer statt.

B) Oberstleutnant [geraten] H. Möller Gasmann schrieb in Verbindung mit einer Zeichnung von Fruholmen im Schilling-Magazin 1881 folgendes:

„Die Zeichnung zeigt den nördlichsten Leuchtturm der Welt auf Fruholmen. Es ist fast ein Grauen sich vorzustellen, dass an solch einem Ort Menschen leben müssen, dass sie all ihre Zeit hier draußen in dieser bedrückenden und öden Einsamkeit verbringen müssen, in einer Natur, die zwar voller Großartigkeit, aber zugleich trist und dunkel ist. Vor sich herum haben sie das ungemein wilde Nordeismeer, um sich herum nur die kleine nackte Insel; sich ein Leben an einem solchen Ort vorzustellen, besonders während der langen Winterdunkelheit, ist fast zum Erschauern; das muss eine härtere Strafe sein als im Gefängnis zu leben.“

C) Trotz dieser negativen Beurteilungen des Ortes und der Verhältnisse wurde der Lohn für Verwalter und Assistent 1866 auf 400 respektive 100 Spesidaler im Jahr festgesetzt. Der sonst übliche Lohn war 550 respektive 250 Spesidaler im Jahr. Das wurde damit begründet, dass die Brenndauer des Leuchtfeuers so kurz sei: vom 25. August bis zum 31. Dezember. [!!] Es wurde nicht berücksichtigt, dass man hier in der Winterzeit nichts hinzu verdienen konnte. Mit Mühe konnte man Fisch zum Kochen beschaffen.

D) Der Verwalter hatte freien Wohnraum während des Jahres aber folgende Pflichten:
·       einen zuverlässigen Mann als Helfer anzustellen;
·       die Ausgaben zu bestreiten, die bei dem notwendigen Anfeuern des Lichts und dem Wachtraum entstehen;
·       gleichermaßen die Ausgaben zu bestreiten, die am Landungsplatz bei der Anlieferung von Öl und anderen das Feuer betreffenden Waren entstehen und für deren Transport von der Landestelle zum Leuchtturm zu sorgen;
·       die Steuern und übrige Bürden auszurichten, die das zum Feuer gehörende Grundstück betreffen;
·       auf eigene Rechnung den Weg vom Landungssteg #22# zu den Wohnhäusern und dem Leuchtturm zu unterhalten. Außerdem war er verpflichtet, vom Lohn den Pensions-Abzug zu entrichten und über mögliche Umorganisationen nachzudenken, mit dem Ziel, die „Gagen“ zu kürzen.

[Hier ist einiges geraten, da es sich zum Teil um altes Norwegisch und auch einige alte Fachausdrücke handelt.]

E) Waren die Verhältnisse schon für den Verwalter schwierig, war es um so schwieriger für die Assistenten. Als die Lotsenpflicht für die Assistenten aufhörte, wurde einer von ihnen entlassen. Derjenige der blieb bekam zusätzliche Aufgaben und sein Lohn stieg 1868 auf 200 Spesidaler im Jahr. Da aber beide, Verwalter und Assistent, nach einiger Zeit je fünf Kinder zu versorgen hatten, wurde es schwierig, klar zu kommen.

F) 1878 war der Lohn auf jährlich 2200 Kronen [umgerechnet 550 Spesidaler] für den Verwalter und auf 1000  [umgerechnet 250 Spesidaler] Kronen für den Assistenten gestiegen. Aber dafür war die Brennzeit des Feuers auf ungefähr das Doppelte ausgedehnt worden. 1913 lag der Lohn für den Feuerwächter weiterhin bei 2200 Kronen, aber die Pflicht zur Anstellung eines Feuerknechts war fortgefallen. Der Lohn für den Assistenten war auf jährlich 1300 Kronen gestiegen. Der Reserve-Assistent bekam 600 Kronen für das Winterhalbjahr. 1917 lagen die Löhne bei 2600 / 1700 / 700 Kronen für Verwalter / Assistent / Reserve-Assistent. So setzte sich der Anstieg der Löhne mit der Entwicklung des allgemeinen Wohlstands fort. Sie erreichten später 4000 / 2800 / 1080 Kronen. Aber da war der Pomorhandel längst zum Erliegen gekommen [nämlich mit der russischen Revolution 1917] und alle Waren in Finnmark waren teuer.

G) Nicht übersetzt. Es geht um das Zusammenleben auf engem Raum über lange Zeit. Interessant ist besonders ein Satz, der unverändert für das Zusammenstellen von Segelboot-Besatzungen gilt: „Im Vorhinein lässt sich nicht feststellen, ob diejenigen, die dorthin kommen, zusammenpassen oder nicht. Das ist reiner Zufall.“

H)
Nicht übersetzt. Es geht um die schnelle Anpassungsfähigkeit der Ehefrauen.

I) Was für die Insel-Bewohner zusätzliche Probleme schuf war das Prinzip der Ungleichheit, dass die Verwaltung der Leuchtfeuer anwendete.  Der Verwalter und später der Feuerwächter sollten es in jeder Hinsicht bedeutend besser haben als alle anderen. Er sollte besseren Lohn, ein doppelt so großes Wohnhaus und je zwei Drittel des Stalls, des Bootshauses und der Holme [als Weidefläche] bekommen.

J) Dieses Ungleichheit wirkte unangemessen und provozierend auf die anderen. Die machten die gleiche Arbeit abgesehen von der Verantwortung und den Kontakten mit der Feuerverwaltung, was in den damaligen Tagen jedenfalls auf Fruholmen geringfügig genannt werden kann. Diese übermäßige Besserstellung atmet den Geist der Kapitäne, die den Ton in der Feuerverwaltung angaben. Wenn Schwierigkeiten auftraten, wurden der Verwalter und später der Feuerwächter „herausgehängt“ als „Großkerl“ und Sündenbock. So war dieses Ungleichgewicht auch für ihn von Nachteil. Aber dieser Kapitänsgeist und diese Ungleichheiten waren zählebig und hielten sich volle 78 Jahre. [Also bis 1944!]

K) Man kann nicht erkennen ob von der Seite der Feuerverwaltung etwas Wesentliches unternommen wurde, um die sozialen Verhältnisse auf den alten Feuerstationen zu verbessern. Die einzige Verbesserung für den Assistenten bestand darin, dass man einen Raum von der Wohnung des Reserve-Assistenten nahm und seiner Wohnung zuschlug. Da aber später auch der Reserve-Assistent [als „Familie“, also] mit Frau und Kindern angestellt wurde, wurden für ihn die Verhältnisse um so schlechter.

L) Wenn es um Verbesserungen ging, so dauerte es lange, bevor etwas geschah. [In der 1990er Ausgabe ist hier noch eingefügt: „die Station lag ja so weit entfernt von Kristiania [Oslo].“] Meistens wurden kleine Verbesserungen gemacht, wenn eine Arbeitsmannschaft Schäden nach einem Sturm oder Unwetter beheben musste. Von Anfang an hatten die Waschräume in den Kellern keinen Ausfluss. Das Wasser musste also hinein und hinaus geschleppt werden. Das Gleiche galt für die Küchen. Erst 1881 wurden Gräben ausgehoben und Röhren in die Keller verlegt. Und erst in den 1890er Jahren bekamen die Küchen einen Abfluss. Das war eine enorme Verbesserung für die Frauen. Später wurden Wassertanks in den Kellern eingelassen, um Regenwasser von den Dächern zu sammeln. Davor hatte man Regenwasser nur in Tonnen und Kübeln sammeln können. Das war ebenfalls eine wesentliche Verbesserung. Von den Tanks wurden Rohre mit einer Handpumpe in die Küche gelegt. Das Wasser im Brunnen war eine salzhaltige Brühe, das kaum zum Kochen oder Trinken geeignet war. Nicht mal zum Waschen. Die Seife wollte in dem salzhaltigen Wasser nicht schäumen.  Aber die Tiere schienen das Wasser gerne zu trinken. Oft war nicht genug Wasser im Brunnen. Besonders im Winter. Dann musste Schnee geschmolzen werden, was teuer war.

M) 1882 wurde unterhalb des Wachtzimmers ein neuer Raum mit zwei Schlafkojen eingerichtet. Das bedeutete, dass jeder seine eigene Koje bekam. Aber dieser Raum hatte keinen Ofen, so dass es dort immer kalt war. Eine noch größere Verbesserung kam 1890. Da wurde eine Telefonverbindung zwischen dem Wachtraum und den Wohnhäusern eingerichtet, so dass es nicht mehr notwendig war, mit zwei Mann im Wachtraum zu sitzen.

N) Technische Hilfsmittel für den Haushalt gab es auf den alten Feuerstationen nicht. Mit Ausnahme des „beatriser“. Das wach ein Kochapparat, der im Sommer benutzt wurde. Es gab viele Typen von diesen Apparaten. Allen gemeinsam war ein Docht, an dem Paraffin verbrannte. Viel später kamen Petroleumkocher, die heute noch existieren. [In der 1990er Ausgabe steht: „ ... die noch zu meiner Zeit auf Fruholmen existierten.“] Ansonsten wurde zu jener Zeit alles mit der Hand gemacht.

O) Was das allgemeine Wohlbefinden angeht, so ist klar, dass die ständigen Nachtwachen auf die Nerven gehen. Auch der Gedanke, dass Frau und Kinder sich nach dem Süden sehnen, war für Einzelne eine Belastung. Und der Kampf gegen die Einförmigkeit sowohl der Ernährung als des Daseins überhaupt konnte anstrengend sein. Es gab kein Gemüse und kein Obst. Kaum Möglichkeiten für Abwechslung in der Ernährung. Viel Fisch und manchmal gesalzenes Fleisch. Brotbacken alle drei Wochen. Viel Grütze mit Ziegenmilch. Einige kämpften mit Schlafproblemen in der Zeit der Dunkelheit, andere zur Zeit der taghellen Nächten.

P) Am schlimmsten war es jedoch, wenn jemand krank wurde oder sich verletzt hatte. Das Gefühl der Verlassenheit und Hilflosigkeit, das sich aller bemächtigte, ist schwer zu beschreiben. Sturm und Unwetter konnten so toben, dass jede Verbindung unterbrochen war. Aber selbst wenn das Wetter brauchbar war, waren es „4 Meilen“ [auf meiner Seekarte sind es über 20 Seemeilen] über das offene Meer bis zum Arzt auf [der Insel] Måsöy und später, [als das Gemeindezentrum von dort nach Havöysund verlegt wurde,] noch „3 Meilen“ [auf meiner Seekarte über 15 Seemeilen] bis Havöysund. Eine solche Tour in einem kleinen Boot über das offene Meer war in der Regel eine ungeheure Strapaze für den Kranken. Seekrankheit und Herumgeschleudert werden kamen zur eigentlichen Krankheit hinzu und konnten dem Kranken auch die letzte Energie rauben. Selbst wenn der Arzt helfen konnte, grauste dem Kranken vor der Fahrt über das Meer und zurück. Alle hatten Angst davor, krank zu werden, da jeder wusste, was auf ihn wartete. [Bei  geschätzten 4 Knoten Geschwindigkeit hat eine solche Fahrt in jeder Richtung vier bis fünf Stunden gedauert!]

Q) Es dauerte 65 Jahre bevor die Frauen endlich den Kampf um eine Telefonleitung nach Fruholmen gewannen. Erst ab 1931 konnte man einen Arzt anrufen und um Rat fragen, wenn jemand krank wurde. Erst nach dem Wiederaufbau in der Finnmark wurde dem Arzt ein eigenes Boot zur Verfügung gestellt, so dass er den Kranken aufsuchen konnte.

R) Ausgeglichenheit und Humor waren unglaublich gute Helfer im Kampf gegen die Eintönigkeit. Menschen mit einem fröhlichen und stabilen Gemüt sind ein Segen an solchen Orten. Ein fröhliches Lachen ist wie eine Medizin gegen Schwermut und Mühen. Auch die Haustiere waren eine solche Hilfe. Natürlich nicht aus wirtschaftlichen Gründen sondern durch die innere Ruhe, die die Betreuung von Tieren bewirken kann. Sie erfordern Fürsorge und Zuwendung jeden einzelnen Tag. Das erfreut und die Tiere erwidern die Freude. Das gab einem das Gefühl von Sicherheit und einem normalen Landleben. Man war abhängig voneinander. Ein gutes Gefühl in der Einsamkeit.

S) Was im Dasein auf der Feuerstation für Unruhe sorgte, war die Post. Wenn sie etwa alle 14 Tage im Winter bzw. alle 8 Tage im Sommer kam, so ruderten, sofern das Wetter es zuließ, ein paar Männer los zur Poststelle auf [der benachbarten Insel] Ingöy. Wenn das Boot mit den Briefen und den Paketen zurückkam, waren alle, die konnten, am Anlegeplatz um mitzuhelfen. Alle waren gespannt auf einen Brief oder andere Neuigkeiten. Jeder einzelne hatte seine Erwartungen. Aber wenn der Postsack auf dem Tisch entleert wurde, gab es oft Enttäuschungen. Aber große Freude für den, der so glücklich war, einen Brief oder ein Paket aus dem Süden zu bekommen. Wenn Verwandte oder Freunde gewusst hätten, welche Freude ein Brief bereitete, hätten sie sicher noch öfter geschrieben. Das Gefühl, von seinen Freunden oder Verwandten vergessen zu sein, konnte eine schwere Last sein. Auch wenn die Kinder ihre Verwandten im Süden niemals gesehen hatten, so hatten sie das große Bedürfnis, dass ihnen jemand schrieb. Die wenige Zeitschriften, die es gab, wurden nacheinander von allen gelesen.

T) Was die Freizeitbeschäftigung betraf, gab es eine Menge in den 100 Jahren, über die hier berichtet wird. Für die Frauen war „karding“, Spinnen und Stricken die häufigste Beschäftigung in den ersten 80 Jahren. Ansonsten waren sie mit Nähen und dem Ausbessern der Kleidung beschäftigt. In einer Periode von 30-Jahren waren auch Musik, Gesang und Spiel auf Fruholmen aktuell. [Er bezieht sich damit wohl auf eine bestimmte Familie.]

U) Die Männer hatten verschiedene Beschäftigungen. Darunter vieles, was die Fischereigerätschaften betraf. Viele andere Dinge wurden während der Wachzeit gemacht, besonders vor Weihnachten. Nach dem Krieg, auf der neuen Feuerstation, war es meist Lesen und etwas Tischlern. Das Hören von Radiosendungen war auch eine beliebte Beschäftigung, auch wenn der Empfang in vielen Jahren sehr schlecht war. Radio und jetzt Fernsehen sind eine große Erleichterung für Menschen auf so abgelegenen Orten. Auch Bücher, die man ausleihen konnte, waren beliebt.

V) Aber nachdem nun alles so viel besser geworden ist, sind es nur noch zwei einzelne Männer, die auf der Holme Dienst tun. All die Frauen und Kinder, die in den letzten 100 Jahren hier lebten, sind verschwunden und werden schnell vergessen sein. 

 

Dienst auf der alten Feuerstation

 

A) Im Sommer 1866 wurden ein Feuerverwalter und zwei Assistenten auf Fruholmen angestellt. Zu diesen drei kam noch ein Feuerknecht, den anzustellen der Verwalter verpflichtet war. Diese Vier hatten die Feuerstation zu Betreiben und in Stand zu halten. Darüber hinaus sollten sie beiden Assistenten auch Lotsendienste verrichten, wenn ein Schiff in der Nähe von Fruholmen diese benötigte. Auch wenn dieser Dienst nur für den Zeitraum von März bis Oktober angeboten werden sollte, war es schwierig wenn nicht gefährlich, ihn auszuführen. Bei schlechtem Wetter und schwerer See war es lebensgefährlich, von Fruholmen abzulegen. Nach zwei Jahren wurde der Lotsendienst denn auch eingestellt. Einem der beiden Assistenten wurde gekündigt, so dass nur noch die beiden fest angestellten und der Feuerknecht auf der Feuerstation arbeiteten.

B) Während des Dienstes ergaben sich viele Schwierigkeiten. Es zeigte sich schnell, dass das Leuchthaus auf der Spitze des Turmes allzu schwach konstrueiert war, um die gewaltigen Sturmböen auf Fruholmen aushalten zu können. Sie rüttelten derart an den Scheiben, dass diese zersprangen und der Sturm ins Innere des Leuchtfeuers blies. Vor die Öffnungen mussten dann Holzluken geschraubt werden, bis sich der Sturm legte. Wenn die Fenster zerstört waren, wurde das Licht ausgeblasen und   Schnee und Gischt so lange auf die Glaslinsen geweht, bis man die Öffnung abgedichtet hatte. Das war eine unmenschliche Anstrengung in den Sturmböen in dieser Höhe auf dem Turm zu arbeiten, während man sich an den wenigen Eisenstangen festhielt. Niemand, der es nicht selbst miterlebt hat, kann sich vorstellen, welche Schwierigkeiten und Strapazen diese Leuchtturmleute zu überwinden hatten. In der heutigen Zeit wären solche Arbeitsverhältnisse schlicht ungesetzlich.

C) Wenn Gischt über die Linsenkonstruktion geblasen worden war, hatten sich Salz und Fett auf den Prismen, Linsen und Messingteilen abgesetzt. Es konnte Tage und Nächte dauern, bis man alles abgewaschen und gesäubert hatte. Eben solche Schwierigkeiten bereitete der Ruß der vier Dochte des „Fettöl“-Brenners. Plötzlich konnte die Flamme hochschießen und rußen oder ganz klein werden - ohne erkennbaren Grund. Sowohl die Flamme als auch die Luftventile mussten wie ein Säugling die ganze lange Nacht über umsorgt werden. Egal was man auch bei Sturm und schlechtem Wetter machte, die Lampen qualmten und rußten ständig. Das bedeutete eine Menge Extraarbeit, das Lampenglas und die Linsen zu putzen.  

D) 1877, also 10 Jahre nachdem das Feuer installiert war, wurde das „Fettöl“ durch Paraffin ersetzt. Da wurden die Verhältnisse bedeutend besser. Es rußte weniger und das Licht war heller. Was den Dienst zu Beginn erleichterte, war die kurze Betriebszeit des Feuers vom 25. August bis zum 31. Dezember. Erst 1879 wurde die Brennzeit bis zum 31. März ausgedehnt. Ab 1894 schließlich bis zum 14. April. Durch diese Verlängerung verdoppelte sich der Paraffinverbrauch auf ungefähr 4700 Liter im Jahr. Diese Menge mussten die Leuchtturmleute in Kannen die 33 Höhenmeter, zum Teil über Treppen,  von der Anlegestelle zum Turm tragen und dort in Tanks füllen. Von dort musste die Menge Paraffin, die man jeweils benötigte, zum Leuchtfeuer hoch getragen werden. Wenn das Licht am Abend gezündet werden sollte, musste man erst die Dochte und das Lampenglas reinigen, den Kolben hochziehen, der das Paraffin in die Dochte presste, und die Flamme entzünden. Dann musste man kontrollieren, ob die Luftventile auf den jeweiligen Winddruck eingestellt und die Scheiben klar und frei von Schnee waren. Wenn das erledigt war, konnte man in den Wachtraum hinab gehen und den Ofen anheizen, so dass es warm und gemütlich wurde. Bei ruhigem Wetter ohne Schnee oder Schneeregen, konnte man verhältnismäßig ruhig sitzen und lesen oder irgendeinem Hobby nachgehen. Man hörte das Tröpfeln des überschüssigen Paraffins, das vom Brenner zurück in den Tank lief. Wenn das Tropfen aufhörte, musste man sich beeilen zum Brenner zu kommen um den Kolben hochzuziehen, damit der Docht nicht trocken brannte.  

E) Seit das Feuer 1866 in Betrieb genommen wurde, mussten zwei Mann zusammen Wache halten. Der schlief in der Koje an der Wand, während der andere Wache hielt. Nach einiger Zeit tauschten sie die Plätze. Wie der Wachwechsel die ersten 12 Jahre organisiert war, weiß man nicht. Die, die ersten 12 Jahre auf Fruholmen Dienst taten, waren keine Seeleute. (Siehe „Chefe ...“) Das brachte einige Schwierigkeiten mit sich. Die Arbeit auf Fruholmen war fast so wie die auf einem Segelschiff, das niemals einen Hafen erreicht. Deshalb ist es schon von Bedeutung, ob man gelernt hat, sich den strengen Regeln unterzuordnen, die an Bord eines Schiffes gelten. Sie hatten keinerlei Erfahrung mit einem so abgeschiedenen Leben, wie es für jeden wichtig ist, der hier arbeiten soll. So kam es sehr schnell sowohl zu Versäumnissen im Dienst als auch zu Reibereien in der Mannschaft. Das verschlimmerte sich in den 12 Jahren derart, dass sie sich gegenseitig nicht mehr ausstehen konnten. Das endete damit, dass beiden gekündigt wurde und sie 1878 die Feuerstation verlassen mussten.

F) Nicht nur der Leuchtturm war der Wut der Stürme ausgesetzt. Viele Dachziegel wurden vom Sturm oder Orkan von den Dächern gerissen. Es konnte lebensgefährlich sein, sich zu einem solchen Zeitpunkt im Freien zu bewegen. Nach einem Unwetter gab es reichlich Extra-Arbeit, die nicht zerbrochenen Dachziegel zusammen zu sammeln und zusammen mit neuen wieder auf die Dächer zu bringen. Es kam vor, dass die Arbeit noch noch zu Ende war, als ein neuer Sturm losbrach. Nachdem einige Jahre mit dieser Beschäftigung vergangen waren, wurden die Dachziegel durch 14 x 16 Zoll große Schieferplatten, die fest genagelt wurden, ersetzt. 

G) Ab 1878 wurden im wesentlichen Seeleute auf der Feuerstation angestellt. Die verteilten dann die Wachen so, wie sie es von ihren Schiffen gewohnt waren. Es wurden im Wesentlichen 4 Stunden Wachen eingeteilt. Die Forderung, dass immer zwei Mann Wache hielten, brachte viele Schwierigkeiten mit sich und ging meist zu Lasten des Feuerknechts. Er musste wahrscheinlich die ganze Brennzeit über im Turm wohnen. 1890 wurde eine Telefonverbindung zwischen dem Turm und den Wohnhäusern installiert. Damit endeten die Zwei-Mann-Wachen im Turm. Der Dienst wurde einfacher und für alle besser.

H) Wer Wache hatte, musste in ein Protokollbuch Wetter, Wind, Temperatur und Sichtbarkeit eintragen. Es kam auch vor, dass Sonderaufgaben angewiesen wurden, z.B. Nordlicht-Beobachtungen nach einem besonderen Schema. Nachdem 1931 eine Telefonverbindung zum Festland installiert war, wurde ein Signalmast errichtet, um bei Starkwind- oder Sturmgefahr Flaggen zur Warnung der Fischerflotte, die vor Fruholmen lag, zu setzen. Seit Errichtung des Feuers bis einschließlich 1891, mussten die Leuchtfeuerleute selbst nach Ingöy rudern, um ihre Post abzuholen. [Gut 4 Seemeilen oder 7 Kilometer hin und zurück.] Dann wurden 40 Kronen pro Jahr bewilligt, damit ein Mann von Ingöy mit der Post nach Fruholmen rudert.

I) In der kurzen Sommerzeit mussten die Angestellten innen und außen malen und putzen. In manchen Jahren konnten das recht umfassende Arbeiten für die Beiden sein. Besonders wenn das große Wohnhaus neu gestrichen wurde. Oder wenn der Turm entrostet und neu gestrichen werden sollte. Da ging für den Feuerwächter und seinen Assistenten der ganze Sommer drauf. Dazu kam all das andere, was gemacht werden musste. So verging der Sommer viel zu schnell. Es sollte möglichst fein aussehen, wenn der Inspektor kam. Die Abrechnung des Paraffins und anderer Verbrauchsgüter musste stimmen. Dann wurden die Verbrauchsgüter für das kommende in Empfang genommen. Dazu gehörten Grüne Seife, Scheuerlappen, Putzlumpen und Handtücher zur Pflege des Leuchtfeuers. So verlief die eintönige Arbeit und das einförmige Leben auf der alten Feuerstation, bis sie 1944 von den Deutschen verwüstet wurde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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