Seit Juli ist der Teufel los bei Bavaria Yachtbau. Zuerst bricht in einer Werkshalle des fränkischen Mittelständlers ein Feuer aus, zwölf Arbeiter werden verletzt. Wenig später bricht die Nachfrage ein, viel stärker als sonst im Spätsommer. Ende September muss Bavaria gar zeitweise die Bänder anhalten, Kurzarbeit einführen. Das hat es lang nicht mehr gegeben in Giebelstadt bei Würzburg. Und so sehnt sich nun manch ein Mitarbeiter des einstigen Vorzeigeunternehmens zurück in die gute alte Zeit.
Früher, da war alles einfacher. Da war Bavaria Yachtbau ein Familienbetrieb: ein grundsolides, nahezu schuldenfreies Unternehmen, das dank seiner außerordentlich modernen Produktionsmethoden Jahr für Jahr respektable Gewinne von bis zu 30 Prozent erwirtschaftete. Im Juli 2007 wurde vieles anders: Da verkauften die beiden Eigentümerfamilien Bavaria an die Beteiligungsfirma Bain Capital für 1,2 Mrd. Euro - ein stolzer Preis für ein Unternehmen mit gerade mal 290 Mio. Euro Umsatz und 620 Mitarbeitern.
Es war der letzte Milliarden-Buyout in Deutschland vor Ausbruch der Kreditkrise. Nun droht der fränkische Bootsbauer zum spektakulären Beispiel dafür zu werden, wie sich die Private-Equity-Manager gnadenlos verrechnen können.
Bavaria reiht sich ein in eine Kette von Fehlschlägen, wo aus gesunden Unternehmen nach der Übernahme durch Investoren Krisenfälle wurden.
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Bavaria stehen harte Zeiten bevor. Fast 900 Mio. Euro zusätzliches Fremdkapital wurden beim Kauf in die Bilanz des Jachtbauers gepackt - das Zehnfache des operativen Gewinns (Ebitda). Nun scheinen die Bain-Capital-Manager mit ihren steilen Wachstumsprognosen völlig danebenzuliegen. Vor allem in Großbritannien und Spanien sehen die potenziellen Kunden ihre Immobilienwerte dahinschwinden. "Die haben gerade andere Probleme als den Kauf einer Yacht", sagt ein Insider.
Die Kapitalgeber nehmen Reißaus. Die US-Bank Goldman Sachs hat ihr Kreditpaket bereits in zwei Schritten verscherbelt, mit Abschlägen von 35 und 65 Prozent. Käufer: der Geierfonds Oaktree. "Oaktree lehnt sich jetzt zurück und wartet, bis Bavaria mit der Bedienung der Kredite Schwierigkeiten bekommt", sagt ein Insider. Dann könnten die Amerikaner zuschlagen - und Bain Capital die ganze Firma abtrotzen.
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Auch Bavaria Yachtbau hat seinen Chef verloren. Der frühere Arcor-Manager Kay Schwabedal, den Bain Capital im November 2007 einsetzte, hat sich als Fehlgriff herausgestellt. "Bavaria ist ein produzierendes Geschäft mit viel Handarbeit. Dafür einen Telekommunikationsmanager aus Düsseldorf einzustellen war Unfug", kritisiert ein Branchenkenner. Immerhin korrigiert Bain nun diesen Fehler: Vergangene Woche heuerte der Investor Andres Cardenas an, zuletzt Chef des größten spanischen Motorbootherstellers Rodman Group. Wenigstens ein Mann vom Fach.
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