© Holger Melms
2003-2007

 

Vom Myken bis Tromsö

Röst / Vaeröy / Malstrom / Zwei Besuche / Nyksund

Am 24. Mai starte ich in Myken und wähle wie 1997 den direkten Weg über die Mündung des Vestfjords zu den Lofoten.

Über die Leuchtturm-Insel Skomvär erreiche ich die Insel Röst. Von dort führt der Weg zur Insel Väröy. Beide Inseln sind auf Grund ihrer abgeschiedenen Lage noch überwiegend Fischergemeinden.

Nördlich von Väröy liegt das nächste Ziel: der von Edgar Allan Poe so schauerlich-technisch beschriebene Malstrom mit der kleinen Inselgruppe Svarvene in seiner Mitte.

Dann folgen zwei Besuche in Aa (südlich von Reine) und bei Stamsund, bevor ich das “Festland” der Lofoten durch den Gimsöystraumen in Richtung Norden verlasse.

Nach einer sonnigen Nachtfahrt entlang der Westküste der Vesterålen komme ich nach Myre, wo ich einige Tage bleibe. Von dort geht es noch ein kleines Stück nach Norden (nach Nyksund und Stö), bevor ich über wegen des stetigen Nordostwinds in das Innenfahrwasser zurückkehre und vorbei an Risöyhamn das freundliche Städtchen Finnsnes erreiche. Tromsö ist von hier nur noch einen kurzen Tag entfernt. Nach einer weiteren Nachtfahrt treffe ich dort am frühen Morgen des 17. Juni ein. Ab Myken habe ich 370 sm zurückgelegt.

Die zwei Gewerbe der Lofoten: Fischerei und Tourismus

Insgesamt machen die Lofoten auf mich einen unausgewogenen Eindruck: einige prosperierende Fischbetriebe zwischen vielen verfallenden Fischfabrikanlagen, aufkeimender Massentourismus, der aber unter der zu kurzen Sommersaison leidet, arme Gemeinden neben einigen offenbar reichen (wie Reine mit 2 neuen Tunneln, einer neuen Brücke, einer neuen Mole, einem neuen Großkai und drei neuen Schwimmstegen, zu denen auch der in Sörvågen (Foto unten) zählt.) An Bedeutung verlierende Orte wie Stamsund, das noch immer von der Hurtigrute angelaufen wird aber nicht mal mehr eine regelmäßige Bussverbindung zu der nahe gelegenen, heranwachsenden Stadt Leknes (mit Flughafen und reichlich Bauland) besitzt.


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Über die Mündung des Vestfjords nach Röst

Meine diesmalige Ansteuerung von Röst führt direkt zur verlassenen Leuchtturm-Insel Skomvær. Röst sei das Land der 1000 Inseln. Nur ein Dutzend davon ist höher als 11 m. Warum 11 m ? So niedrig ist der höchste Punkt auf der großen bewohnten Hauptinsel Röstlandet. Zu den 1000 sichtbaren Inseln gesellen sich - wie gesagt - nochmals 1000 unsichtbare, die man alle mit einem Yachtkiel erreichen kann.

Auf diesem Foto sind nur die höheren Inseln im Süden von Röstlandet zu erkennen. Skomvær (links, flach, mit Turm) ist die südlichste Insel der Lofoten überhaupt. Weiter nördlich (in der Bildmitte) liegen die von rund einer Million Seevögeln bewohnten Inseln Hernyken (98 m hoch), Trenyken (133 m hoch) und Ellefsnyken (90 m hoch). Dann folgt die 259 m hohe Insel Storfjell (am Bugkorb), die sich die Seevögel schon mit Schafen der letzten einheimischen „Nebenerwerbs“-Bauern teilen müssen. Die beiden ebenfalls weithin sichtbaren Inseln Vedöy und Stavöy liegen weiter nördlich, jenseits des rechten Bildrands.

Nach nur wenigen Klippen und Schären erreicht man von Südosten kommend einen als Ankerplatz ausgewiesen Bereich am Südufer der Insel Skomvär. Der Leuchtturm ist seit etwa 30 Jahren automatisiert und die  ehemaligen Wohnhäuser verfallend langsam.

Die angedeuteten Fahrwasser im Seegebiet um Röst sind sowohl auf der Papierkarte als auch auf den elektronischen Kartenkopien selbst bei 5-facher Vergrößerung für mich trotz aller Erfahrung weitgehend rätselhaft. (Siehe dazu Väröy)

So gäbe es hier eine direkte Ansteuerung über eine 20 m tiefe breite Rinne, die aber nicht als Fahrwasser ausgewiesen ist, was in sofern noch verständlich ist, als eine natürliche Richtstrecke (Top Storfjell over Ö Pt Buvær) zur Verfügung steht. Zwischen den Schären kann man sich dann durch Abzählen der - richtigen(!) - Schären ohne GPS besser orientieren als  auf einer großen unstrukturierten Wasserfläche mit einigen versteckten 1 m- oder 2 m-Klippen.

Anhand der auf norwegisch beschriebenen natürlichen Richtstrecken kann man - zum Verblüffen des Seekartenlesens ungeübter Mitsegler - “blind” durch die Klippen navigieren. Jedoch ist man - ohne GPS - verloren, wenn die oberen Punkte der Richtstrecke von Wolken verdeckt werden. Und das war sicher auch für die Fischer der vorigen Jahrhunderte ein großes Problem.

Kein Wetter für besondere Erkundungen, denn bis zum Hafen von Röst sind es noch zwei anstrengende Stunden durch das klippengespickte Reich der Seevögel, denen der Mensch dieses Gebiet sicher nur überließ, weil es für ihn so schwer zugänglich ist.

Direkt vor dem Südufer der Insel liegt eine Festmachertonne (wahrscheinlich für die Touristenboote im Sommer). Von dort ist der kurze, laut Seekarte 4 m tiefe Einschnitt in die Insel zu sehen. Er ist nur etwa anderthalb Bootslängen breit und wirkt mit seine hohen, schräg in Wasser abfallenden Ufern wie eine Grotte. Man kann einen kurzen Betonanleger mit einem rostenden Kran erkennen, der aber in dem sonst so außerordentlich ausführlichen „Norwegischen Lotsen“ (Band 5 vom 1998) NICHT erwähnt wird.

Bei gutem Wetter hätte ich an der Ankerboje fest gemacht und hätte die Insel mit dem Schlauchboot erkundet. Läßt sich vielleicht noch nachholen.

Trenyken - das Reich der Papageientaucher (Lundevögel) und vieler anderer Seevögel. Es soll hier eine halbe Million Lundevögelpaare geben. Mit dem Fernglas erkennt man an den schwimmenden Lundevögeln den typischen breiten roten Schnabel. Flattern sie mit ihren Stummelflügeln zu Tausenden durch die Luft, sind sie nur noch schwarz-weiß und wirken wie ein Schwarm von einem Kuhfladen aufgescheuchter dicker Fliegen.

Die recht kleinen Lundevögel werden in jeder Touristenbroschüre beschrieben. An dieser Stelle ein Verweis auf ein spannendes Buch voller Anekdoten und toller Fotos, das sogar einfach nur so zum Lesen geeignet ist: „Lofoten Vesterålen“ von Claudia Banck, Dumont Reisetaschenbücher, ISBN 3-7701-2845-1. Hat mal in der 2. Auflage von 1995 19.80 DM gekostet.

(Trenyken: „Tre“ heißt „drei“, „en“ ist der bestimmte Artikel, aber was heißt „nyk“? Konnte mir kein Norweger erklären, obwohl dieser Begriff an vielen anderen Orten vorkommt, z.B. “Nyksund”.) 

Der Hafen von Glea am Abend des 25. Mai 2003. Hier ist die gesamte (Fisch-) Industrie von Röst angesiedelt. Und sie scheint hier zu prosperieren. Was zu riechen ist. Denn hier wird auf großen Flächen Stockfisch an den heute rechteckigen, früher dreieckigen Trocknungsgestellen erzeugt. Im Hintergrund die hohe Insel Storfjell.

Das Wetter hat gehalten. Ohne Regen, Nebel oder Starkwind konnte ich die fummelige Strecke von Skomvær bis Glea bei guter Sicht navigieren - allerdings in Hab’Acht Stellung, die sich auch an den wenigen, schlechten Fotos ablesen läßt.

In Röst erwartet man keine anspruchsvollen Boottouristen. Hier gibt es einen soliden öffentlichen Kai aus Pfählen und Holzbohlen, keinen Luxus und zum zweiten Mal keine Hafengebühr. Und hier kommt bei einem Tidenhub von bis zu 2,70 m (heute 1,20 m) wieder mein Aluminum beschlagenes Fenderbrett zum Einsatz. Und beim Anlegen hilft das speziell für diese Gegend angebrachte, Aluminium beschlagene Scheuer-„Brett“.

Mitternacht am 25. Mai in Röst - die Sonne geht unter. Sie wird kurz nach zwei wieder aufgehen. (Für diejenigen die nachrechnen: es ist Sommerzeit!) Bis dahin ist es taghell. Sogar mir fällt es dann schwer, zu schlafen. Ich ersetze dann schon mal die Kunstglas-Scheibe im Niedergang durch die Holzsegmente.

Das Wetter ist immer noch akzeptabel. Der Regen und Nordwestwind kommen erst morgen.

Vor dieser Aufnahme bin ich einen großen Teil des 12 km langen Strassennetzes von Röstlandet abgeradelt. Die Insel ist so flach und ohne bauliche Höhepunkte, dass die Kamera kein Futter fand. (Die Klötze im Hintergrund sind Wohnhäuser.)

Ich habe ein sehr wichtiges Etappenziel erreicht. Bei Sonne wäre ich „gezwungen“, weiter zu segeln. Ich benötige aber ein Ruhepause, um das Boot aufzuräumen, die „abgefahrenen“ Seekarten zu verstauen und die „neuen“ hervorzukramen, den weiteren Törn zu planen und vor allem die Fotos der letzten sonnigen drei Tage zu sichten und zu beschreiben. Und dies alles ohne schlechtes Gewissen: hier gibt es keine Hafengebühr, der Hafen ist sturmerprobt, und notfalls kann man einkaufen und duschen oder gar mit dem Schiff in eine „richtige“ Stadt, nach Bodö fahren. UND ICH KOMME AN EIN INTERNET TERMINAL!


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Vier Tage auf der Insel Väröy

Väröy ist eine beeindruckende Insel. 1997 war ich zweimal dort und war begeistert.

Værøy. Mein freundlicher Nachbar. Mehr Text spæter.###

 

 

 


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Durch die Mitte des Malstroms

Über den Malstrom existieren viele Schilderungen. Die des Edgar Allen Poe kenne ich am Besten. Die kurze Erzählung entstand vor über 160 Jahren und enthält Ortsangaben, die sich heute noch in den Seekarten finden:

“Die Insel dort draußen”, nahm der alte Mann das Gespräch wieder auf, “heißt bei uns Norwegern Väreöy [Väröy], die andere in der Mitte Moskoe [Mosköy]. Die etwa eine Meile nördlich ist Ambaaren [Nicht gefunden]. Dahinter liegen Islesen, Hotholm, Keildhelm, Suarven [Iflesa, Högholmen und Tjeldholmen (auch Kjeldholmen geschrieben) bilden die Inselgruppe Svarvene] und Buckholm [Buholmene, eine weitere Inselgruppe, liegt in der Nähe], noch weiter zwischen Moskoe und Väreöy hindurch Otterholmen [Aurholmen?], Flimen [Flima], Sandflesen [Flesa?] und Stockholm [nicht gefunden]. So sind ihre Namen -.”

Der Inhalt ist sehr technisch geschrieben:

Der erzählende Fischer ist mit seinem Gast auf die einige Hundert Meter hohe Südspitze des von mir so genannten Lofot-Festlandes - Lofotodden - gestiegen, um von dort einen weiten Blick nach Süden über den Malstrom zu bekommen. Er berichtet, dass er vor Kurzem  mit seinem Bruder auf der Rückkehr von schwierigen aber ergiebigen Fischgründen - “Bei wirbelnder See ist an geeigneten Stellen gut fischen, wenn man nur den Mut hat, es zu versuchen ...”- beim Überqueren des Malstroms in einen Sturm geraten sei, der die sonst beherrschbaren Wirbel in große, tiefe Trichter verwandelte, die bis auf den Boden reichten. Ihr großes Boot sei an der Trichterwand rotierend langsam in die Tiefe gesunken. Dabei habe er beobachtet, dass  kleinere Gegenstände, die sich ebenfalls im Trichter befanden, langsamer sanken als ihr großes Boot. Deshalb habe er sich mit der Tonne, an die er sich gebunden hatte, über Bord in den tosenden Trichter gestürzt. Sein Bruder, der sich am  Mast festgebunden hatte, weigerte sich, das Gleiche zu tun. So musste er mit ansehen, wie sein Bruder zusammen mit dem schnell sinkenden Boot am Grunde des Trichters zerschellte. Da der Malstrom ein Gezeiten-Strom ist, füllte sich der Trichter langsam, bevor er mit seiner Tonne ebenfalls am Grund zerschellte. Der Erzähler wurde später mit seiner Tonne von anderen Fischern gesichtet und gerettet.

Die Geschichte enthält neben einigen Grusel-Attributen, Mondschein mitten im Polarsommer (der Unfall ereignet sich am 18. Juli 18..) und pseudo-physikalischen Erklärungen eine Menge, die ich ohne Weiteres als zutreffend bezeichnen würde. Es gibt z.B. eine Stelle im Malstrom (Herjeskallen), die nur neun Meter tief ist und bei der  ein Wirbel im Sturm und einem extremen Tidenhub (bis zu vier Meter) bis auf den Grund reichen mag. (Der Berufsschiffahrt wird heute noch empfohlen, bei Herbst- und Winterstürmen auf die Fahrt durch diese Meeresenge zu verzichten.)

In den Hunderten von Jahren, in denen jährlich Tausende in kleinen Ruderbooten bei den Lofoten fischten, ertranken regelmäßig Dutzende, wenn nicht Hunderte von Fischern in Stürmen. (Nachzulesen an den Gedenksteinen in vielen Fischerorten.) Der eine oder andere mag tatsächlich eine Kenterung in dem kalten Wasser überlebt und vom Gesehenen berichtet haben.

Wer meine Kurzform nicht mag, findet die ganze Erzählung u.a. bei: Reclam, ISBN 3-15-007626-9. Titel: Edgar Allen Poe - Im Wirbel des Maelström u.a. Hat mal 4 Mark gekostet.

Auf eine andere Art der Gefahr von Wirbeln hat uns ein Fischer am Saltstraumen aufmerksam gemacht. Siehe ##Bodö###.

Diese Inselgruppe liegt so ziemlich in der Mitte des Malstroms. Unter dem ”d” des Names “Kjeldhl” erkennt man ein kleines weißes Quadrat mit einem schwarzen Rand. Das ist in den norwegischen Seekarten das Zeichen für ein Haus oder Gehöft. Mit einer Lupe erkennt man oberhalb des “d” einen Anker, das Symbol für einen Ankerplatz.

Die eingetragene lila Linie bezeichnet eine “mögliche” Route. “Empfohlen” gilt sicher nur für Bootsführer, die mit der Gegend vertraut sind oder zum Ankerplatz vor Kjeldholmen wollen.

Der Ausschnitt stammt aus einer nur sehr begrenzt brauchbaren digitalen Garmin Seekarte vom März 2003.

Nur ein schlechtes Foto? Oder ein Augentest? Ohne die Geschichte dazu wirklich nur ein schlechtes Foto: In der Mitte des Malstroms liegt eine Gruppe von Inseln, Schären und Untiefen (Svarvene), und auf einer der Inseln (Tjeldholmen) steht laut Seekarte - siehe oben - ein Haus. Und vor diesem Haus ist ein Ankerplatz eingezeichnet. Und zu beidem führt ein Fahrwasser. Sollte hier jemand gewohnt haben?

Das wärre selbst für norwegische Verhältnisse außergewöhnlich, also zu ergründen. Die Gegend ist mir von 1997 bekannt. Um sicher zu gehen, warte ich ruhiges Wetter und einen nach “innen” setzenden Gezeitenstrom ab.

Und tatsächlich: es steht eine - nicht verfallene - grasgedeckte Holzhütte dicht an die steile Felswand gedrängt. Und man könnte dort ankern. Die Erklärung scheint zu sein: Es ist eine Schutzhütte aus „alten Zeiten" für Fischer, die von schlechtem Wetter überrascht wurden. (Ich habe keinen Einheimischen getroffen, der diese Hütte schon mal sah - also doch ein „gutes" Foto. Leider fehlte mir ein Tele-Objektiv.)

Wahrscheinlich deutet die Schutzhütte in die berühmte Vergangenheit der Lofotfischer. Denn je unruhiger das Wasser desto schneller ließen sich große Mengen Fisch fangen. Das wird auch bei Edgar Allen Poe als der Grund angeführt, warum die beiden Brüder immer wieder den Malstrom durchquerten.

Blick vom Ankerplatz vor der Hütte von Tjeldholmen nach SW. Im Hintergrund die knapp zwei Seemeilen entfernte unbewohnbare Insel Mosken.

Der nächste Hafen in SW-licher Richtung (Teisthammeren) ist über sechs Seemeilen und in NE-licher Richtung über sieben Seemeilen (Å i Lofoten) entfernt. So dumm ist die Idee mit der Schutzhütte nicht.

Die dunkelgrauen Felsen im Mittelgrund gehören zu Tjeldholmen/Svarnene.

Blick vom Ankerplatz vor Tjeldholmen nach NE. In der Bildmitte die knapp drei Seemeilen entfernte Südkante des „Lofoten-Festlands" *), genannt Lofotodden.

Die niedrigen schwarzen Inseln am rechten Bildrand gehören zu Svarvene.

Ich habe nicht geankert sondern meine Kreise in dem extrem klaren und an dieser Stelle ruhigen Wasser gedreht - die Strömung hätte zunehmen können. Die enge Einfahrt von SW durch kräftige Strömung war schon nicht von Pappe.

*) Lofoten-Festland: eigentlich bestehen die Lofoten aus einer Kette zunächst großer dann immer kleinerer Inseln. Die großen dicht beieinander liegenden nördlichen Inseln sind heute mit Brücken und Tunneln verbunden und damit „Festland", was man sofort anhand der Unmengen von Auto-Touristen verifizieren kann.

Das ist der Malstrom (norwegisch Malströmmen) bei Windstille und „relativem" Stillwasser, denn im Moskenstraumen, so heißt der knapp 3 sm breite Malstrom offiziell, gibt es kein Stillwasser.

Von den acht im „Norwegischen Lotsen" Band 5 abgebildeten Phasen haben alle kräftige Strömung, drei sind frei von Stromwirbeln. Von diesen habe ich mir die „harmloseste" Phase - eine Stunde nach Niedrigwasser - ausgesucht.

Laut „Lotse" gilt für den Moskenstraumen beides: gefährlich und harmlos, je nach Wetterlage. (Mein Kurs führt quer zum Malstrom. Im Hintergrund die Inselgruppe Svarvene.) Sogenannte Kehrwasser bewirken den scheinbaren Widerspruch, dass es kein Stillwasser gibt.

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Zwei Besuche auf dem “Festland” der Lofoten

Mein Liegeplatz vor dem Torrfisk-Museum in Å - zwei Stunden nach Niedrigwasser. Das Anlegen ist mit meinem Fenderbrett und meinem „Scheuer-Brett" kein Problem, das Erklimmen der senkrechten Leiter mit Überhang schon. Der südlichste Ort des Lofoten-Festlands hat nur einen klitzekleinen Hafen, der von zwei einheimischen Fischerbooten belegt wird.

Der sehr leutseelige Besitzer dieses Museums hatte 1998 Dolli in Solvaer während unserer winterlichen Lofotenreise angesprochen. Ich hatte ihm später seinen deutschsprachigen Museumsführer korrigiert. Nun wollte ich mir das Museum nochmal genauer ansehen.

Hat man den Kai erklommen, wird man mit der Möglichkeit belohnt, die Salinge zu inspizieren. Im Hintergrund eine weitere, langsam verrottende Fischfabrik.

PHINE vor dem Torrfisk-Museum, dessen Besitzer ich - wie gesagt - 1998 mit Dolli zusammen in Svolvär traf. Er konnte sich zwar nicht mehr erinnern, freute sich aber über den Besuch. Meine Hoffnung, bei ihm an ein Internet-Terminal zu kommen, war leider vergebens.

 

Das schönste Haus in Å, aber leider geschlossen. Es ist erstens Sonntag und zweitens noch keine Hochsaison.

So weit ich mich entsinne, war dies das Wohnhaus der reichen Familie Ellingsen, der praktischerweise alles in Å gehörte. (Heute gehört der Familie nur noch „ein großer Teil" des Ortes.) In diesem Haus befand sich 1997 ein Café und soweit ich mich erinnere das Vandrerheim.

Recht unromantisch kann man diese für die Lofoten (und ganz Nordnorwegen) typischen Dorfbesitzer als Monopolisten bezeichnen: die zu Zehntausenden aus ganz Norwegen zur Hauptfangsaison (Januar bis April) zu den Lofoten strömenden Nebenerwerbs-Fischer waren ihre Zwangskunden: sie mussten von ihnen die Wohn- und Arbeitshütten (rorbu) mieten, Fischerei-„Rechte" bezahlen und selbstverständlich in ihren Läden einkaufen und ihre Poststellen benutzen. Andererseits waren die Dynamischen unter ihnen eine unverzichtbare Grundlage für die Lebensmöglichkeiten entlang der rauhen Küste.

Nach 1970 verschliefen viele dieser Großgrundbesitzer-Familien die Entwicklung und mussten an ihre Gläubiger-Konzerne verkaufen, nachdem „ihr" Dorf weitgehend verfallen war. Dazu gehören so berühmte Orte wie Nusfjord (jetzt Weltkulturerbe) und Stamsund (Hurtigruten-Hafen).

Noch hat mich der Frühling nicht überholt. Wenn ich aber noch mehr Regentage keinen Fuß vor den Niedergang setzen werde, wird er es aber doch noch schaffen. Es sind von hier (Å i Lofoten) immerhin noch 300 Seemeilen bis zum Nordkapp.


Sörvågen. Hier hat der Fortschritt Einzug gehalten. Ein solider Schwimmsteg zu vernünftigen Preisen: 50 NOK pro Tag, 200 NOK die Woche, 1 NOK pro 1 kWh Strom.

 


 

Es folgt eine große Foto-Lücke

Die Standard-Highlights der Lofoten habe ich nicht aufgenommen. Es gibt traumhafte Luftaufnahmen u.a. von Reine, Nusfjord, Henningsvaer. Dagegen können meine Fotos nur langweilen.

Mein zweiter Besuch galt dem “schönsten Vandrerheim Norwegens”, das in einer kleinen Bucht nördlich des Haupthafens von Stamsund liegt, und in dem ich schon zweimal im Winter übernachtet hatte. Zuvor lag ich drei Tage in dem Naturhafen von Äsö, an dem noch die verlassenen Häuser einer Fischerfamilie stehen.

An der Außenkueste der Vesterålen gab es weder aus der Entfernung noch aus der Næhe - Skårvåg, Hovden - lohnende Motive. Und Myre, ein "zweckmæssiges" Stædtchen, war mir keine Aufnahme wert.


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Der ehemalige Geisterort Nyksund

So sah vor einigen Jahren der ganze Ort aus. Jetzt stehen nur noch zwei dieser Holzruinen  an der Hafeneinfahrt.

Nyksund Nordseite. Vor den zweistöckigen Kaianlagen - eine für Niedrig-, eine für Hochwasser - wirkt PHINE wie ein Ruderboot.

Nyksund Südseite. Die beiden Holzhäuser zu beiden Seiten der Hafeneinfahrt will keiner mehr dem Verfall entreißen. Der Rest scheint nach und nach restauriert zu werden. Sogar Neubauten wie im Vordergrund entstehen. Zur Zeit gibt es hier vier Restaurants bzw. Cafés. Das gelbliche Haus in der Mitte ist Holmvik Brygge.

Nyksund Holmvik Brygge (gelbbraun) mit benachbarten Häusern. Wird seit 2000 von freundlichen Deutschen ganzjährig betrieben. Hier habe ich mir auch die Digital-Kamera geliehen und die Fotos NICHT ins Internet bekommen. Erst heute Mittag habe ich bei dem zweiten deutschen Restaurant einen besseren Anschluss gefunden. Insgesamt alles nette Leute hier, egal ob Deutsche oder Norweger.

Die folgende Aufnahme stammt aus der Zeit, als Nyksund noch eine echte Geisterstadt war. Sie ist dem um 1980 erschienen Buch “###” entnommen und dürfte etwa 30 Jahre alt sein. Man blickt auf die Südseite des Hafens, wie bei den beiden vorangehenden Fotos. Im Hintergrund ist die Schotterstraße nach Myre zu erkennen, über die alle Einwohner des Ortes, nachdem die Straße um 1960 fertiggestellt war, mit ihrem Hausrat nach Myre umsiedelten und ihre Häuser dem Verfall preisgaben. (Die Umsiedlung wurde vom Staat finanziell unterstützt.)

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