By Holger Melms
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Ohne hier nachzuschlagen ist wie Essen ohne Messer und Gabel (und ohne Löffel)
Nordkapp von Osten gesehen, dahinter Knivskjellodden, der nördlichste Punkt
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Warten / Wartung in Bodö

 


Wo Bodö liegt, wisst ihr nun wohl alle. Deshalb keine Karte.

 

Und dass Bodö 1940 von der deutschen Luftwaffe in Schutt und Asche gelegt wurde, steht in jedem Reiseführer. Was zur Erklärung dienen soll, dass Bodö kein irgendwie geartetes charmantes Zentrum besitzt. Nur - der Krieg ist lange her und Bodö hat sich in den letzten Jahren zu einer wichtigen Stadt im Norden (z.B. Zentrum der Luftüberwachung für ganz Norwegen seit 2005) entwickelt. Gebaut wird aber immer noch quadratisch, zweckmäßig, gut. Wer architektonische Phantasie sucht, sollte mal in Schweden vorbeischauen. Nichts Positives also? Doch:
 

 

2.10.2005 21:45

 

Aber dazu später. Noch spielt die Musi nicht.

 


 

Das Einwintern der PHINE bestand dieses Jahr überwiegend aus Warten:
 

 

  • Wegen des verregneten Sommers warteten alle nordländischen Bootsbesitzer auf noch wenigstens ein schönes Wochenende, brachten ihre Boote nicht in die Halle und blockierten damit meinen Winter-Liegeplatz. (Das Positive: ich kann in Ruhe an den Website-Törnberichten feilen.)
     
  • Nach einigen Wartetagen fuhr ich mit dem Direktbus von Bodö nach Skellefteå, um Antifoulingfarbe (zum halben Preis) in Schweden zu kaufen. Die Lieferung aus Sundsvall kam mit der Post, was wiederum drei Wartetage zuzüglich eines Wochenendes bedeutete. (Das Positive: die Restaurants und Cafés in Schweden sind - nicht nur wegen ihrer (halben) Preise - eine lang entbehrte Wonne.)
     
  • Zurückgekehrt nach Norwegen, wartete ich drei Sturmtiefs lang, bevor ich PHINE nach Bodö - über die bei Südwest unangenehme Mündung des Saltfjords - motorte und an Land heben ließ. (Das Positive: Kran und Kranführer super, kein Vergleich mit dem Fehmarnstress - und das Wetter wie “vorausberechnet” für Außenarbeiten zeitweise gut geeignet!)
     
  • Bei der Jakheln Werft, die den Kran besitzt, wartete ich Tage, bis ich endlich den gewünschten Propeller bestellt und geliefert bekam, obwohl ich mich wohlweislich vorher bei diesen “Spezialisten” erkundigt hatte, wie lange es dauert, einen für mein Boot passenden zu beschaffen: “einen Tag”. (Das Positive: die freundliche Bekanntschaft (vom Vorjahr) mit Vater und Sohn des YANMAR-Betriebes Eilertsen, die qualitativ hochwertig und unglaublich schnell alle Defizite der Jakheln Werft kompensierten. Leider haben sie keine Stellplätze.)
     
  • Wieder zurück, war mein Liegeplatz bereit und das Oktoberwetter war frühlingshaft warm. Statt fleißig zu arbeiten, musste ich für die Verrenkungsarbeiten an schwer zugänglichen Stellen im Boot (gibt es andere?) warten, bis sich meine Rippen von der Begegnung mit der Badeleiter erholt hatten. (Das Positive: als Folge des untätigen Rumhängens im Hafen gab es ein paar nette Einladungen “vor Ort”. Ob die meine Überschrift für dieses Jahr kannten und absichern wollten?)
     

 

22.09.2005 14:30Das also war der Anlass für den teuren Boxenstopp in Bodö und die folgenden Wartetage: der in der Verzahnung und den Bolzen sehr deutlich ausgeschlagene Faltpropeller - nach vermutlich 25 Jahren Dienst.

Würde die fast 1,5 m lange Welle dadurch nicht zu Schwingungen angeregt und damit ab ca. 4 Knoten Fahrt gegen das Stevenrohr schlagen, wäre ich damit noch eine Weile gefahren, obwohl laut [Quelle-Korb] diese Falt-Dinger nach 10 Jahren hinüber sein sollen.

 


4.10.2005 12:24Und so sieht der neue aus. (Ich wollte einen dreiflügeligen Festpropeller, mit dem ich auch in kritischen Situationen mit meinem 12 PS Motor mehr als zwei Knoten schaffe. [Quelle-Korb])

Seine Abmessungen: ein Abenteuer, das viel zu lang ist, um hier beschrieben zu werden. Nur soviel: die Schlüsselwörter wären Arroganz und Ignoranz. Ein sichtlich falsch berechneter wurde an die Lieferfirma Sleipner zurückgeschickt.

Die ersten 11 Seemeilen hat er mich nicht enttäuscht. Ob er optimal ist, werde ich wohl nie erfahren. (Alt: 16x13, neu 15x13 (Durchmesser mal Steigung in Zoll). Eine Umrechnungsformel von alten bekannten auf neue entsprechende Werte scheint in der Propellerbranche unbekannt zu sein. Meine Welle dreht mit 980 Umdrehungen pro Minute, das ist meine einzige Gewissheit.)

 


Eine Anekdote zu diesem Thema: an Hartwigs SATURN verloren wir in Südschweden einen der zwei Faltpropellerflügel. Gegenüber der Insel Hanö ließ Hartwig einen neuen Propeller montieren. Damit skipperten zuerst Hartwig, dann ich nach Stockholm, ca. 3 Wochen lang. Als ich dort Hartwig das Boot wieder übergab, startete er mit einer neuen Crew. Sie kamen gerade mal 5 Meter von Steg weg, da versank der neue Propeller in den Wellen. Reklamation? Gutschrift? Hoffnungslos.

Diese auch für mich unangenehme Geschichte erzählte ich den Vertiebsleuten der Werft in Bodö. Es hinderte sie nicht, mir eine unpassende (metrische statt nicht-metrische) Befestigungsmutter zu verkaufen, mit dem Hinweis, Loctite würde da helfen. (Zur Relativierung - mein Vorurteil lautet: “branchenüblich”.)

 


Nun zur Stadt, deren Zentrum keine 500 m von der Werft entfernt liegt. Es besteht aus einem überdachten Straßenabschnitt, dem sogenannten “glashuset”, dem Glashaus.

 

25.09.2005 08:53

 

Nachts (im Sommer) und an einigen Stunden des Tages sieht es hier so aus.

Nur am Samstag Mittag ...

 

24.09.2005 13:18

 

... kommt Leben in die Bude. Und noch wichtiger: hier drinnen regnet und stürmt es nicht; es zieht nicht einmal, denn beide Enden sind mit soliden Glastüren versehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zurück ins “sinus”. Die Musik hat begonnen. Und was für eine!

 

2.10.2005 22:21

 

Der hell erleuchtete Gitarrist heisst Lars XXX und die ganze Band “Hot Club de Norvége” - in Anlehnung an das berühmte französische Vorbild. Wer die alten Aufnahmen von Django Reinhard kennt, ist sicher von der Vitalität des Spiels begeistert, bedauert aber die begrenzte Qualität der akustischen Wiedergabe. Hier gab es beides: volles Tonspektrum (ohne moderne Totschlag-Verstärker) und ein grandioser Gitarrist, der bei den rasanten Höhepunkten seines Spiels sein Intrument regelrecht umarmte.  

Man sollte allerdings nicht mehr als ein gutes Dutzend Jazz begeisterter Zuhörer in der 35.000-Einwohner-Stadt Bodö erwarten. Insgesamt würde ich bis zum heutigen Zeitpunkt Bodö kaum als Kultur-Hochburg bezeichnen. Die bebaubare Zentrumsfläche ist begrenzt und noch durch den großen Nato-Flugplatz vermindert. Die Hochschule / Universität mit seinem potentiellen Publikum liegt deshalb weit draußen in einem Vorort.

 

 

 

Nach dem Ende des Konzerts zog ich zufrieden an meinen Leih-Arbeitsplatz:

 

25.09.2005 10:06

 

Für 120 Kronen (ca. 16 Euro) kann man sich in einigen Hotels einen WLAN-Internet-Zugang für 24 Stunden mieten. Ich erinnerte mich vom Vorvorjahr, dass das Rica-Hotel den besten “normalen” Internet-Anschluss und das freundlichste Personal hatte. Also zog ich es den zwei anderen Anbietern vor und entdeckte diese “unbemannte”, fast nie benutzte Bar - im Hintergrund rechts der Kaffeautomat zur freien Benutzung. (Hinten links “mein” Arbeitstisch.)

Das Kontrastprogramm folgte in einigen Tagen:

 

6.10.2005 17:07

 

Der Saltfjord ist zwischen zwei Sturmtiefs überquert, der Propeller schiebt auch bei Gegenwind und -wellen mit über 5 Knoten, er ist auch noch nicht abgefallen und mein Winterhafen ist schon in Sicht.

 

 

 

 

 

 

 

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